Geprägt fürs Leben
Lebenswelten fremdplatzierter Kinder in der Schweiz im 20. Jahrhundert
«Und nachher wurden wir … eben anscheinend, ich weiss nicht, ausgeschrieben … Ich kam dann ins Luzerner Hinterland zu Bauern. Mutter brachte mich mit dem Velo dorthin. Ich sagte dann schon: ‹Da bleibe ich nicht, hier gefällt es mir nicht.› Und eh, ja, ich musste halt trotzdem bleiben.» (Ida Mosimann, * 1939)Wie Ida Mosimann wurden allein in der Schweiz hunderttausende Kinder und Jugendliche in fremde Hände gegeben. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein spielten dabei armenrechtliche Argumente eine zentrale Rolle: die finanzielle Entlastung armer Familien und des Gemeinwesens einerseits, erzieherische, disziplinierende Überlegungen andererseits schwangen mit.