Für Schwangere in Not: Vertrauliche Geburt – Alternative zum Babyfenster kaum bekannt
In vielen Kantonen gibt es das Angebot der «vertraulichen Geburt» bereits seit ein paar Jahren. Bekannt ist es aber in der Öffentlichkeit noch kaum.
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In vielen Kantonen gibt es das Angebot der «vertraulichen Geburt» bereits seit ein paar Jahren. Bekannt ist es aber in der Öffentlichkeit noch kaum.
Die Aussetzung eines Neugeborenen bei einem Werkhof Anfang Januar hat die Bevölkerung tief bewegt.
Alternative zur Babyklappe: Fast 350 vertrauliche Geburten
In den vergangenen drei Jahren hat es in Deutschland insgesamt 345 „vertrauliche Geburten“ gegeben. Gleichzeitig sank die Zahl der Säuglinge, die anonym in einer Babyklappe abgelegt wurden. Das Ziel, schwangere Frauen in Notsituationen besser zu unterstützen, sei damit erreicht worden, sagte Familienministerin Katarina Barley (SPD) heute in Berlin bei einer ersten Bilanz.
Nach der Evaluation der Regelungen zur vertraulichen Geburt im Mai 2017 wird eine neuerliche Auseinandersetzung mit den anonymen Möglichkeiten der Kindsabgabe wie Babyklappe und anonyme Geburt notwendig. Deshalb soll der vorliegende Sammelband die interdisziplinären Perspektiven auf anonyme Geburten, Babyklappen und vertrauliche Geburten vereinen und aktualisieren. Er richtet sich an all jene Professionen, die in anonyme oder vertrauliche Geburten involviert sein können und an Entscheidungsträger, Medienfachleute und die interessierte Öffentlichkeit.
Schwangere Frauen in Not sollen ihr Kind in Sicherheit und Diskretion zur Welt bringen können. Damit die Anonymität gewährleistet ist, soll die vertrauliche Geburt im Spital in Zukunft strengeren Regeln unterliegen. Babyfenster wird es auch weiterhin geben.
Bei der vertraulichen Geburt in Spitälern sollen die Zivilstandbehörden in Zukunft auf eine automatische Mitteilung an die Einwohnerbehörden verzichten. Diese und weitere Optimierungen erachtet der Bundesrat in einem am Mittwoch verabschiedeten Bericht zuhanden des Parlaments als sinnvoll und nützlich, um die Vertraulichkeit der Personalien der Mutter zu wahren. Babyfenster sollen als ein Element im Zusammenspiel verschiedener Möglichkeiten nicht verboten werden. Der Bericht stellt zudem fest, dass die Kantone ihren Aufgaben im Bereich Beratung von Schwangeren und Müttern in Not nachkommen.
Bericht des Bundesrates zum Postulat Maury Pasquier
Mit dem Postulat Maury Pasquier 13.4189 «Bessere Unterstützung von Frauen in Not und verletzliche Familien» vom 12. Dezember 2013 wird Folgendes verlangt:«Angesichts der Zunahme von Babyklappen in der Schweiz wird der Bundesrat beauftragt, diese Einrichtungen mit anderen Massnahmen zur Unterstützung von Schwangeren in Not zu vergleichen und wenn nötig und in Zusammenarbeit mit den Kantonen und den betroffenen Akteuren mögliche Massnahmen vorzuschlagen.»
Am Donnerstag wurde ein neugeborenes Mädchen ins Babyfenster des Lindenhofspitals gelegt.
Im Kanton Bern sollen Schwangere in einer Notlage gebären können, ohne dass Familie und Umfeld informiert sind. Der Grosse Rat beauftragte die Regierung damit, dafür eine gesetzliche Grundlage zu schaffen.
Mütter, die ungewollt oder unbemerkt schwanger sind, erhalten im Kanton Solothurn eine neue Möglichkeit zu gebären: die vertrauliche Geburt. Bereits 2016 soll diese Möglichkeit zur Verfügung stehen. Die Solothurner Spitäler AG passt im Moment ihre Abläufe an.
Wie hilft man einer Frau, die mit ihrer Schwangerschaft oder ihrem Neugeborenen überfordert ist? Oder die nicht will, dass ihre Familie vom Kind erfährt? Einige Spitäler bieten Babyfenster an, andere anonyme Geburten. Das Universitätsspital Basel lehnt beides ab und setzt auf «diskrete Geburten».
Vor kurzem ist ein zweiter Säugling im Babyfenster des Lindenhofspitals in Bern abgelegt worden. Nun fordern Befürworter ein zweites Fenster im Kanton. Experten halten jedoch die vertrauliche Geburt für die bessere Lösung.
Der Thurgauer Grosse Rat hat das revidierte Gesundheitsgesetz beraten. Es bringt neu die Funktion eines Kantonszahnarztes, schafft die Grundlagen für ein Krebsregister und regelt die vertrauliche Geburt.
Im vergangen Sommer hat das Spital Olten sein Babyfenster eingerichtet. Am Sonntagabend hat jetzt eine Mutter das Angebot erstmals genutzt. Sie kann sich noch bei den Behörden melden. Das Baby ist gesund.
Seit Freitag hat auch das Tessin ein Babyfenster: Beim Spital «San Giovanni» in Bellinzona können verzweifelte Mütter künftig ihr Neugeborenes anonym in eine Klappe legen.
Der Kanton Baselland soll die Schaffung eines Babyfensters oder das Ermöglichen einer «diskreten Geburt» prüfen: Der Landrat hat am Donnerstag zwei entsprechende Postulate an die Regierung überwiesen.
Der Schutz des Lebens ist ein hoher Grundsatz, das Anrecht auf eine eigene Identität ist ebenso wichtig. Was passiert, wenn man sich zwischen beidem entscheiden muss?Nachdem die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder 2010 das Deutsche Jugendinstitut mit einer Studie zu anonymen Geburten und Babyklappen beauftragt hatte, war sie alarmiert. Zum Thema: Mütter und Kinder in Not (Frankfurter Rundschau)Babyklappe: Berlin will Angebot aufrechterhalten (Deutsches Ärzteblatt)
Der starke Andrang auf eine Babyklappe in Guangzhou hat in China eine heftige Diskussion über das Schicksal ungewollter und behinderter Kleinkinder ausgelöst. Wegen Überlastung musste die „Sichere Insel“ genannte Abgabestation in der südchinesischen Metropole vorläufig schließen. Seit der Eröffnung Ende Januar waren 262 Kinder abgegeben worden – im Schnitt fünf am Tag. Auffällig ist, dass alle Behinderungen hatten oder schwer erkrankt waren. Mehr als 20 starben sogar.Zum Thema: Ansturm auf Babyklappe in Guangzhou (NZZ)
Ausgesetzte Neugeborene
Babyfenster bereiten zahlreiche Probleme ethischer, menschlicher und rechtlicher Natur. Und sie bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone, weil gegen die Meldepflicht verstossen wird. Trotzdem entstehen in der Schweiz immer mehr Babyfenster oder Babyklappen.