sozial Nr. 4; Dezember 2015
Schwerpunkt: Die vergessenen Opfer.Das Verbrechen begangen hat der Täter, büssen müssen jedoch immer auch die Angehörigen. In der Schweiz mehr noch als in Deutschland.
Auf dieser Seite finden Sie Medienberichte und Informationen, die wir aus sozialarbeiterischer oder sozialpolitischer Sicht interessant finden und für Sie ausgewählt haben.
Schwerpunkt: Die vergessenen Opfer.Das Verbrechen begangen hat der Täter, büssen müssen jedoch immer auch die Angehörigen. In der Schweiz mehr noch als in Deutschland.
Personen ohne Schweizer Pass müssten laut SVP-Initiative das Land verlassen, wenn sie zum Beispiel bei den Ausbildungszulagen schummeln. Welche Konsequenzen erwarten Schweizerinnen und Schweizer bei demselben Delikt?Zum Thema: Nein zur Durchsetzungsinitiative! (AvenirSocial)
Schwerpunkt: Bös unterwegs
Eine strafsoziologische Untersuchung am Beispiel der Geldstrafe
Nicole Bögelein rekonstruiert in ihrer empirischen Studie soziale Deutungsmuster von Strafe. Am Beispiel der am häufigsten verhängten Sanktion, der Geldstrafe, erkundet die Autorin, auf welche Deutungsmuster Verurteilte zurückgreifen, um ihre Strafe einzuordnen und zu bewerten. Wer eine Strafe erhält, wird mit strafrechtlichem Tadel versehen und als Abweichler und Normbrecher markiert. In dieser krisenhaften Situation rekurrieren Verurteilte auf Deutungsmuster zur Entlastung. Die Studie basiert auf diskursiven Interviews mit Personen, die zu einer Geldstrafe verurteilt sind, und diese durch Zahlung, gemeinnützige Arbeit oder Inhaftierung tilgen. Es zeigen sich sechs verschiedene Deutungsmuster, welche Strafe auf unterschiedliche Weise im Kontext von Moral, Legitimität und Gerechtigkeit verorten.
Kriminalität ist ein zwar ungeliebtes, aber durch und durch soziales Verhalten, das nur in seinem gesellschaftlichen Kontext verstanden werden kann. Das macht dieser Reader deutlich, der eine Auswahl klassischer und aktueller Grundlagentexte zur Entwicklung kriminologischer Theorien bietet und dabei eine internationale Perspektive einnimmt. Den Anfang macht eine Standortbestimmung der Devianz-Forschung von H. S. Becker, die zum ersten Mal auf Deutsch vorgelegt wird. Thematisch behandelt der Band von Durkheim und seiner Analyse der Funktionen von Kriminalität bis zu den Konzeptualisierungen einer Disziplinar- und Kontrollgesellschaft in den Werken von Foucault, Deleuze und Garland die gesamte Palette kriminologisch relevanter Themen.
Wie Gutachter die Strafjustiz beeinflussen
Wie konnten Gutachter Gustl Mollath fälschlicherweise attestieren, gemeingefährlich zu sein, und damit die Basis dafür schaffen, dass er jahrelang weggesperrt wurde? Wie konnten sie im Fall Kachelmann zu sich widersprechenden Ergebnissen in Bezug auf den Vergewaltigungsvorwurf kommen? Was sind Prognosen zur Rückfallgefahr bei Sexualstraftätern wert? Fragen, die weit über aufflackernde Sensationslust hinausreichen. Denn sie zeugen von Verunsicherung. Gerichtsurteile, die auf solchen Gutachten basieren, können Existenzen vernichten – und potenziell jeden zum Opfer machen. Egg, Psychologieprofessor und Gerichtsgutachter mit jahrzehntelanger Erfahrung, greift die öffentliche Debatte auf, vermittelt Innenansichten seiner Arbeit und zeigt, wie schwierig die psychologische Beurteilung von Opfern, Tätern und Zeugen ist.
Amok an Universitäten als nicht-intendierte Nebenfolge der Hochschulreform
Was veranlasst Universitätsangehörige dazu, Kollegen und Kommilitonen zielgerichtet zu töten? Derlei Taten sind die identitätsbedrohenden, nicht-intendierten Nebenfolgen der Hochschulreformen – so das Ergebnis dieser erstmalig tiefergehenden Analyse von Amoktaten an Universitäten. Mit dem soziologischen Blick einer differenzierungstheoretisch angelegten Verflechtung von Handeln und Strukturen gelingt ein tiefer Einblick in die Folgen der gesellschaftlich und kulturell verankerten Ökonomisierung von Universitäten und in die dynamisch angelegte Sichtweise auf universitäre Amoktaten als letzte Form von Identitätsbehauptung.
Grundlagen, Häusliche Gewalt, Zwangsheirat, Prostitution, Menschenhandel, Pornografie, Knabenbeschneidung, Weibliche Genitalverstümmelung
«Das Opfer im Strafrecht» ist eines der ersten Bücher auf dem Schweizer Markt, welches sich in umfassender Weise mit Fragen des Opfers befasst. In einem ersten Teil werden aus einem rechtlichen, psychologischen und gesellschaftspolitischen Blickwinkel Fragen zur Stellung des aktuellen und potenziellen Opfers im Strafrecht und Strafprozessrecht, in der Kriminologie und Viktimologie sowie in der Kriminalpolitik erörtert. Neben der Analyse steht die Diskussion weiterführender Gedanken, insbesondere das Interesse von aktuellen Opfern nach einer Unrechtsfeststellung, deren Umsetzung im Recht und das Interesse von potenziellen Opfern nach repressiverem Strafrecht.
Eine Analyse der Sozialisations- und Entwicklungsgeschichte
Serielle Straftaten stellen ein globales und soziales Phänomen dar, welches fortlaufend grosses Aufsehen in der Gesellschaft erregt und sämtliche Mitbürger in Angst und Schrecken versetzt. Trotz der immens hohen Dunkelziffer bei seriellen Tötungsdelikten herrscht eine omnipräsente Verbrechensfurcht, die durch die stark polarisierende Medienpräsenz zunehmend verstärkt wird und Forderungen der Prävention laut werden lässt. Präventive Fortschritte erfordern jedoch die explizite Aufschlüsselung der multifaktoriellen Entwicklung zum Serienmörder. Die Analyse der Sozialisations- und Entwicklungsgeschichte des Serientäters Frank Schmökel, soll einen Einblick in die Komplexität der risikosteigernden Fehlentwicklungen im Kindes- und Jugendalter bieten und ein Täterprofil samt Rekonstruktion der psychischen Verlaufsphasen ermöglichen.
Eine Anthologie
Das Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (1783–1793) ist die älteste deutsche psychologische Zeitschrift. Sie richtete sich an Gelehrte und Laien. Von dem Schullehrer und Schriftsteller Karl Philipp Moritz begründet und von Moses Mendelssohn und weiteren namhaften Vertretern der Berliner Aufklärung unterstützt, war es Ziel des Magazins, psychisch auffälliges und sozial deviantes Verhalten zu beschreiben und zu analysieren. Es versammelte Beiträge zu Formen des religiösen Wahns und des Suizids, zu Mord und Kindesmissbrauch, berichtete von Versuchen mit Taubstummen und von Opfern der »schwarzen Pädagogik« sowie der gescheiterten Assimilation. Ein weiterer Akzent lag auf der Erforschung des Traumlebens und der vergleichenden Untersuchung frühester Kindheitserinnerungen.
Der junge Straftäter muss sich in gut drei Wochen erstmals als Erwachsener vor Gericht verantworten – mit einem prominenten Anwalt auf seiner Seite.
Soziale Arbeit mit Straffälligen erfordert umfangreiches Wissen zu Kriminalität, Strafjustiz, Lebenslagen und Hilfesystemen. Ein spezieller fachlicher Fokus ist für all die Notlagen bedeutsam, die aus Straffälligkeit resultieren – individuelle und auf das soziale Umfeld bezogene Aspekte gilt es mit Wissen um defizitäre Lebenslagen, institutionelle und kriminalpolitische Dynamiken zu verbinden. Dieser Anforderung entsprechend führt das Lehrbuch in wesentliche Grundlagen und Aufgaben Sozialer Arbeit mit Straffälligen ein und will für die spezifischen Handlungsanforderungen sensibilisieren. Es erfasst die zentralen Praxisfelder der Straffälligenhilfe und stellt eine kompakte Einführung für Studierende und Berufsanfänger/-innen in dieses Arbeitsfeld dar.
Psychologie des Tötens
Noch mehr Männerphantasien: In seinem neuen Buch „Das Lachen der Täter“ erklärt Klaus Theweleit, warum Breivik ständig grinste – und warum die Lust am Töten nichts mit der Religion von Tätern zu tun hat.
Das Werk Menschen. von Bernd Fischer mit Beiträgen aus Psychoanalyse, Strafrecht, Kunstwissenschaft, Theologie und Philosophie
Das vorliegende Buch gibt mit seinen psychoanalytischen, strafrechtlichen, kunstwissenschaftlichen und theologisch-philosophischen Texten Impulse zur Auseinandersetzung mit dem Bösen. Gemeinsamer Ausgangspunkt ist das Kunstwerk Menschen. von Bernd Fischer. Der Künstler konfrontiert den Betrachter mit 18 Porträts und den Biografien internationaler Täter und Täterinnen aus dem 20. Jahrhundert, die Menschenrechtsverbrechen begangen haben und dafür rechtskräftig verurteilt wurden. Indem es sich nicht auf bestimmte Gesellschaftsformen oder abgeschlossene geschichtliche Phasen beschränkt, sondern global argumentiert, eröffnet dieses Werk neue Sinnfelder für die Betrachtung der Potenziale des Menschen.
Thomas Müller interpretiert das Verhalten von Kriminellen. Der Kriminalpsychologe sagt, bei der Arbeit mit Schwerverbrechern müsse man seine eigene Persönlichkeit abstreifen.
Untersuchungshaft
Untersuchungshaft ist nicht gleich Untersuchungshaft: In Zug gibts Kontakt zu Mitgefangenen. In St. Gallen darf nicht einmal mit der Anwältin telefoniert werden. Mindeststandards tun angesichts regelmässiger Suizide not.
Trotz «diversen, handfesten Indizien» für einen Bombenanschlag will die Bundesanwaltschaft einen Neonazi nicht anklagen. Doch jetzt muss sie. Warum?
In Liechtenstein hat ein Mann, der sich ungerecht behandelt fühlte, einen Bankier erschossen. Psychiater Marc Graf erklärt, was in solchen Tätern vorgeht und wie man versuchen kann, Taten zu verhindern.
Geschäftsberichte der eidgenössischen Gerichte
Das Bundesgericht, das Bundesstrafgericht, das Bundesverwaltungsgericht und dasBundespatentgericht haben heute an einer gemeinsamen Medienkonferenz ihre Geschäftsberichte für das Jahr 2013 vorgestellt.
Während die Stadt Winnenden um die Opfer des Amoklaufs vor fünf Jahren trauert, fragen sich Eltern und Lehrer im ganzen Land: Kann sich eine solche Tat wiederholen? Die Psychologin Sarah Neuhäuser hat sich in einer Studie mit Amokdrohungen und Täterprofilen befasst.