Erzieherische Handlungen in Tagesschulangeboten bei Verhaltensauffälligkeiten
Eine empirische Untersuchung an Tagesschulangeboten im Kanton Bern bezüglich der angewandten Erziehungspraktiken bei verhaltensauffälligen Kindern
Im Rahmen dieser qualitativen Forschungsarbeit wurden sieben Tagesschulleitungen im Kanton Bern bezüglich der angewandten Erziehungspraktiken in Tagesschulangeboten (TS) bei verhaltensauffälligen Kindern befragt. Diese Experteninterviews geben Aufschluss darüber, welche erzieherischen Handlungen (EH) eingesetzt werden und welche sich bewährt haben. Die Auswertung erfolgt anhand der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring. Im Setting TS werden besonders externalisierende und aggressive Verhaltensweisen als auffällig bezeichnet. Die Basis der erzieherischen Tätigkeit stellen gut ausformulierte Regelwerke, klare Strukturen und eine wohlwollende Führung dar. Es hat sich gezeigt, dass bei Regelverstössen nach mündlicher Verwarnung diverse Interventionsstrategien eingeleitet werden, welche sich mehrheitlich auch bewährt haben. Verstösst ein Kind jedoch wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg gegen die Regeln, dann müssen weitere Massnahmen eingeleitet werden. Es ist dann unumgänglich, dass mit weiteren involvierten Personen Kontakt aufgenommen wird, damit die ursächlichen Gründe für das auffällige Verhalten ermittelt werden können. Dort werden auch weitere EH besprochen und gemeinsam eingeleitet. Weiter wird deutlich, dass für eine gelingende Erziehung verhaltensauffälliger Kinder die persönliche Auseinandersetzung und der damit verbundenen Beziehungsaufbau eine zentrale Rolle einnimmt. Es hat sich gezeigt, dass dies trotz den bestehenden, eher schwierigen strukturellen Gegebenheiten einer TS bis zu einem gewissen Grad auch möglich ist. Der Ausschluss eines Kindes aus einer TS wird sehr selten praktiziert und stellt die allerletzte Möglichkeit dar.