Zahlen aus dem Raum Bern: Doch mehr häusliche Gewalt während Pandemie
Mit dem Lockdown haben sich die Meldungen wegen häuslicher Gewalt verdoppelt. Die Zahlen sind heute noch hoch. Experten vermuten Stress als Treiber.
Auf dieser Seite finden Sie Medienberichte und Informationen, die wir aus sozialarbeiterischer oder sozialpolitischer Sicht interessant finden und für Sie ausgewählt haben.
Mit dem Lockdown haben sich die Meldungen wegen häuslicher Gewalt verdoppelt. Die Zahlen sind heute noch hoch. Experten vermuten Stress als Treiber.
Mehr Gewalt zuhause, weil man sich im Lockdown schlechter ausweichen konnte? Das Fazit der Basler Anlaufstellen ist durchmischt.
Vor dem Lockdown und währenddessen haben sich monatlich rund 20 Frauen bei der Zürcher «Frauenberatung sexuelle Gewalt» gemeldet. Nach den Lockerungen im Juni suchten Frauen in 43 Fällen Hilfe bei der Beratungsstelle. Laut Geschäftsführerin Corina Elmer sind auch im Juli mehr neue Beratungen zu verzeichnen.
Das Recht auf Freiheiten
Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking sollen besser geschützt und entlastet werden. Unter anderem werden Betroffenen bei Beantragung von zivilrechtlichen Schutzmassnahmen keine Gerichtskosten mehr auferlegt werden. Zudem werden sie bei der Entscheidung über eine Sistierung des Verfahrens neu durch die Strafbehörde entlastet. Die Gesetzesänderung des Bundesrats gilt ab 1. Juli 2020.
Der Jahresbericht 2019 der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Winterthur-Andelfingen widmet sich dem Thema der häuslichen Gewalt. In zwei Interviews kommen Expertinnen von städtischen und kantonalen Fachstellen zu Wort. Sie zeigen die grosse Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Bewältigung von häuslicher Gewalt.
Ein gewaltfreies (Zusammen-)Leben ist kein naiver Wunschtraum. Und Häusliche Gewalt oder Partnergewalt ist kein Schicksal. Sie können etwas dagegen tun, und zwar auch als Täter oder Täterin. Wenden Sie sich an eine Fachstelle für Gewaltausübende und lassen Sie sich beraten.
Die Bewährungshilfe St.Gallen bietet ab August 2020 das deliktorientierte «St.Galler Lernprogramm für gewaltausübende Personen» an. Damit sollen gewaltausübende Personen unterstützt werden, in Zukunft gewaltfreie Partnerschaften zu leben.
Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit. Wenn du merkst, dass in deiner Nachbarschaft, im Bekanntenkreis oder im Freundeskreis oder vielleicht auch dir selbst Gewalt angetan wird, gibt es Handlungsmöglichkeiten.
Rund 3 Prozent der Frauen in Deutschland wurden in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause Opfer körperlicher Gewalt. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft. Dies zeigt die erste große repräsentative Umfrage der Technischen Universität München (TUM) zu häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie.
In der Mehrzahl der Kantone sind die gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Dies ergab die jüngste Lagebeurteilung durch die Task Force gegen häusliche Gewalt. In einzelnen Kantonen stellen die Opferhilfestellen seit Mitte Mai eine Zunahme der Beratungen wegen häuslicher Gewalt fest. Die Information der Bevölkerung über Hilfsangebote bleibt weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt von Bund und Kantonen.
Keine Schule heisst auch, keine externen Betreuungspersonen: Wie geht es den Kindern nach dem Shutdown?
Wut verrauchen lassen, sich Unterstützung holen, Grenzen respektieren: Unter dem Motto #stressathome bietet ein Netz kantonaler Fachstellen Hilfe bei häuslicher Gewalt.
In der Krise vereint?
In der Schweiz wurde, anders als in vielen Ländern, bislang kein Anstieg von häuslicher Gewalt verzeichnet. Woran liegt das?
Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit aufgrund der Corona-Pandemie kann zu mehr Aggressionen im häuslichen Umfeld führen und Opfer von häuslicher Gewalt daran hindern, Hilfe zu holen. Damit Betroffene wissen, wo sie Unter-stützung erhalten, lanciert die Taskforce des Bundes und der Kantone eine Plakataktion. Als erste Branchen haben die Verbände der Apotheken, der Dro-gerien, der Bäckereien und Confiserien zugesagt, diese Initiative zu unterstützen.
Die Corona-Krise und die Schulschliessungen setzen Familien unter Druck. Dieser wird an den Kindern ausgelassen. Nationalrätin Yvonne Feri ist froh, dass die Schulen bald wieder öffnen.
Anders als in Frankreich sind in der Schweiz die Schreckensszenarien nicht eingetreten. Aber die Frauenhäuser erwarten, dass der Anstieg erst noch komme.
Basler Fachleute prophezeiten eine Zunahme häuslicher Gewalt wegen Corona. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Wegen der Corona-Krise führen die Gerichte fast keine Scheidungsverfahren mehr durch. Für zerstrittene Paare ist die Situation besonders schlimm.
Experten warnen, dass die Corona-Isolation häusliche Gewalt schüre. Wie man bei einer Konfrontation im direkten Umfeld richtig reagiert, sagt unsere Erziehungsberaterin.