Systemische Beratung von jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe
Im deutschsprachigen Raum existieren kaum wissenschaftliche Theorie- und Forschungsarbeiten, die sich mit Beratungsmethoden in der Sozialhilfe auseinandersetzen und diese mit Erklärungsmodellen sozialer Probleme sowie Handlungsmodellen der Praxis verbinden. Das aber wäre notwendig, da in der Sozialen Arbeit häufig Methoden aus anderen Professionen und Handlungsfeldern übernommen und zuweilen unreflektiert angewendet werden. In der vorliegenden Arbeit wurde deshalb anhand eines selbst entwickelten Methoden-Analysemodells theoretisch untersucht, was die Möglichkeiten und Grenzen der systemischen Beratung nach Ritscher in der Arbeit mit jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe sind. Es wurde geprüft, ob (a) mit der Beratungsmethode Probleme des Verhaltens und der Verhältnisse von jungen Erwachsenen bearbeitet werden können; (b) die systemische Beratung in der Praxis der Sozialhilfe sinnvoll anzuwenden ist sowie (c) die Methode als kompatibel mit dem Berufskodex bezeichnet werden kann. Die systemische Beratung nach Ritscher enthält vielfältige Gesprächstechniken und Instrumente, die sich im Hilfeprozess der Sozialhilfe einsetzen lassen. Allerdings fehlt der Methode ein Bezug zur transdiszi-plinären Erklärung sozialer Probleme. Ein mögliches Modell, mit dem sich die Probleme von jungen Erwachsenen erklären lassen und das sich mit der systemischen Beratung verbinden lässt, ist das Modell ‚Lebensbewältigung‘. Die systemische Beratung beinhaltet sowohl eine ‚Ethik der Person‘ als auch eine ‚Ethik der Interaktion‘, jedoch keine ‚Ethik der Integration (Gerechtigkeit)‘. Zudem liegen bislang keine empirischen Erkenntnisse vor, wie und warum die systemische Beratung in der Sozialhilfe wirkt. Gleichwohl kann die Beratungsmethode unter gewissen Vorbehalten für die Arbeit mit jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe empfohlen werden.