Wirkungen von Anreizleistungen in der Sozialhilfe
Eine wissenschaftlich basierte Einschätzung der Wirkungen der geplanten höheren Anreizleistungen in der Sozialhilfe
Seit einigen Jahren erfährt die Sozialhilfe eine verstärkte politische Instrumentalisierung. Als Reaktion auf Sparforderungen knüpfen die Behörden Teile des Grundbedarfs an Bedingungen. So werden faktisch die SKOS-Richtlinien unterlaufen. Diese Massnahmen sollen als Anreiz wirken, um die Sozialhilfebeziehenden zu einer Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu bewegen. Stillschweigend wird vorausgesetzt, dass Arbeit finde, wer wolle. Arbeitsmarktliche Realitäten, die einer solchen Reintegration oft im Wege stehen, werden hingegen ausgeblendet.
Gegen dieses politische Klima, das soziale Ausgrenzung zu einem individuellen, moralischen Problem macht, gibt es zunehmend Gegenstimmen. Anreizleistungen seien nur für bestimmte Gruppen überhaupt sinnvoll, während sie gerade bei Älteren, aber auch bei Kindern und Jugendlichen sogar kontraproduktiv sind. Akteure wie der Verband Avenir 50 plus schlagen deshalb differenziertere Modelle vor. Auch der Stadtzürcher Sozialvorsteher Raphael Golta glaubt nicht mehr daran, dass es sinnvoll ist, „jeden in den Arbeitsmarkt prügeln zu wollen.“
Eine wissenschaftlich basierte Einschätzung der Wirkungen der geplanten höheren Anreizleistungen in der Sozialhilfe
Wer in Zürich in die Sozialhilfe abdriftet, bleibt länger hängen als früher. Nun braucht es ein Umdenken, fordert Stadtrat Raphael Golta.
Ältere Arbeitslose haben Mühe, eine Stelle zu finden, und landen immer öfter in der Sozialhilfe. Der Verband Avenir 50 plus lanciert eine brisante Idee: Ältere sollen künftig mehr Geld erhalten als jüngere Sozialhilfebezüger.
Die Gemeinde Frick unterstützt Sozialhilfebezüger bei der Stellensuche und zahlt sogar Einarbeitungszuschüsse an Arbeitgeber.
AvenirSocial möchte die in den letzten Wochen polemisch geführte Diskussion zu Anreizen in der Sozialhilfe zum Anlass nehmen, Beiträge für eine fachlich und sachlich geführte Diskussion zu geben. Die Expertinnen und Experten im Bereich der wirtschaftlichen und persönlichen Sozialhilfe sind die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und eben nicht Professoren für politische Ökonomie oder Arbeitsgruppen mit politischem Kalkül. Die Forderung nach Gesetzesänderungen zur Regulierung von Einzelfällen ist eine Politik, die kurzfristig denkt. Wir fordern, dass die Menschen durch die Sozialhilfe gestärkt werden und ein Recht haben, auch in schwierigen Situationen in Würde zu leben. Wir bekämpfen die Armut und nicht die Armutsbetroffenen!
Jeder zwanzigste Zürcher bezieht Sozialhilfe. Nun soll eine verbesserte Ausbildung die Bezüger nachhaltiger in den Arbeitsmarkt einbinden. Auch Sanktionen sollen fallen.
Armut kann nur verringert werden, wenn Sozialwesen und Wirtschaft zusammenarbeiten und gemeinsam visionäre Modelle entwickeln. Davon ist Pierre Alain Schnegg, bernischer Gesundheits- und Fürsorgedirektor, überzeugt. Für die Tagung Gesundheit und Armut 2018 wünscht sich der Regierungsrat denn auch offene und unvoreingenommene Diskussionen.