Nicht die "richtige" Mutter
Alltags- und Wochenend- Stiefmütter auf der Suche nach ihrer Rolle
Steigende Scheidungsraten führen immer häufiger dazu, dass Frauen sozusagen „über Nacht“ mit der Existenz der Kinder ihrer neuen Partner konfrontiert werden. Nicht selten treffen sie auf schwierige Familienkonstellationen, wie z.B. zerstrittene Ex- Partner oder Kinder, die sie keineswegs immer erfreut empfangen. Die Suche nach einem Platz in diesen neuen Familiengefügen gestaltet sich vielfach schwierig. Sei es, unter der Woche im Alltag oder nur an den Wochenenden. Verschiedenste Hürden führen dazu, dass sich viele betroffene Frauen bei der Bewältigung der neuen Rolle alleine gelassen und überfordert fühlen. Eingangs geben theoretische Erkenntnisse aus der Stieffamilienforschung einen allgemeinen Überblick über Merkmale dieser besonderen Familienform. Die Unterschiede zwischen natürlich gewachsenen Familien und Stieffamilien werden offenbar. Die Stiefmutterthematik wird anhand historischen, kulturellen, sprachlichen und aktuellen familiensoziologischen Aspekten skizziert. Auf diesem Hintergrund werden die konkreten Problembereiche von Stiefmüttern durch Zitate aus persönlichen Erfahrungsberichten realitätsnah dargestellt. Insbesondere findet hier die bisher wenig beschriebene Situation von Wochenend- Stiefmüttern ausführlich Beachtung. In Interviewausschnitten kommen zwei Wochenend- Stiefmütter selbst zu Wort. Das Fragile dieser erworbenen Rolle mit ihren vielfältigen, oft konflikthaften Beziehungsnetzen sowie der Erwartungsdruck an die Frauen in ihrer neuen Rolle wird spürbar. Erklärungen aus Sicht der Fachliteratur ermöglichen ein differenziertes Verständnis ihrer Lebenssituation. Dabei wird gezielt auf Unterschiede zwischen Alltags- und Wochenend- Stiefmütter eingegangen. Die Arbeit weist zuletzt auf mögliche Chancen und sinnvolle Bewältigungsstrategien hin. Konkrete Anregungen und theoretische Überlegungen z.B. zu sinnvollem Erziehungsverhalten, zu Aufgabenteilung für das Paar oder zum konstruktiven Umgang mit der leiblichen Mutter der Kinder, bieten Orientierung für den lebenspraktischen Alltag. Die Arbeit zeigt, dass Stiefeltern und insbesondere Stiefmütter grosse Herausforderungen zu meistern haben. Mit entsprechenden Informationen, Austausch und Unterstützung können die beschriebenen Schwierigkeiten überwunden werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei Medien, Angebote von Selbsthilfegruppen sowie die professionelle Beratung bei Familienfragen. Für Professionelle der Sozialen Arbeit und der Familientherapie liefert die Arbeit detailliertes Hintergrundwissen und sensibilisiert für mögliche „Fallstricke“ in Beratungsprozessen von Stiefmüttern und ihren Partnern oder ganzen Stieffamilien.