Biographie in der Sackgasse
Stagnierende Lebensläufe Junger Erwachsener
Zahlreiche junge Menschen, von denen verlangt wird, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen, schaffen diesen Schritt selbst nach mehreren professionell vermittelten Interventionen nicht. Wir sprechen in dieser Arbeit von einem stagnierenden Lebenslauf, wenn die betroffene Person sich in einer solchen Situation befindet und von sich selbst sagt „Ich komm nicht vom Fleck!“. Was wir jedoch in unserem Berufsalltag in der gesetzlichen Sozialarbeit bisher erlebten, ist, dass nicht selten vorschnelle und einseitige Zuschreibungen im Bezug zum Klienten gemacht werden. Vielmals beobachten wir zudem, dass das Individuum in Interventionsprozessen vernachlässigt wird. Die vorliegende Arbeit betrachtet diesen Zustand im Zusammenhang mit Stagnierung kritisch und geht der Frage nach, welches mögliche Faktoren für stagnierende Lebensläufe von jungen Erwachsenen sind. Wir gehen von der Annahme aus, dass junge Erwachsene sich verstärkt mit dem Spannungsverhältnis zwischen der Integration in die Gesellschaft und eigenen Interessen auseinandersetzen müssen und schliessen nicht aus, dass diese Passungsarbeit auch scheitern kann. Zur Bearbeitung der gesellschaftlichen sowie der individuellen Perspektive setzen wir uns mit den theoretischen Aspekten Sozialisationsprozesse und Identitätsentwicklung auseinander. Aus diesen Überlegungen geht unsere Hypothese hervor, dass Schwierigkeiten in der Identitätsentwicklung und in Sozialisationsprozessen wichtige Faktoren für das Entstehen von stagnierende Lebensläufen sind. Das erarbeitete theoretische Wissen schafft eine Grundlage für die empirische Auseinandersetzung mit dem Thema. Diese besteht aus einem ausführlichen narrativen Interview mit einem jungen Erwachsenen, welches schliesslich anhand einer tiefenhermeneutischen Analysemethode auf Faktoren für Stagnierungen untersucht wird. Unsere Annahme ist, dass in Bezug auf unsere Fragestellung zwingend auch unbewusste Inhalte zu erschliessen sind. Durch die Bearbeitung eines Einzelfalls ist es nur bedingt möglich, allgemein gültige Schlussfolgerungen zu formulieren. Die Analyse des narrativen Interviews ergibt jedoch, dass in der Biografie des jungen Erwachsenen zahlreiche Ambivalenzen und latente Inhalte vorhanden sind, welche seine Handlungsfähigkeit einschränken. Dieser Umstand verweist auf eine Stagnierung.