Pirmin Amrein arbeitet mit einem Pensum von 80% als Teamleiter Bildung und Vermittlung beim Schweizerischen Arbeiterhilfswerk SAH Zentralschweiz, Migration Co-Opera (Fachstelle für berufliche Integration von Flüchtlingen), in Luzern. Er hat eine Ausbildung als Primarlehrer und Erwachsenenbildner, als Integrationsberater/Jobcoach und als Teamleiter. Zudem bringt er 20 Jahre Erfahrung mit der Zielgruppe mit.
Dieses Interview wurde im Rahmen des elften Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz zum Thema Stellen in der Arbeitsintegration geführt.
Worauf achten Sie bei der Besetzung von Arbeitsintegrationsstellen? Welche Qualifikationen und Kompetenzen sind Ihnen bei den Bewerbenden wichtig?
In meinem Arbeitsbereich (Stellenvermittlung für Flüchtlinge) ist der Bezug zum Arbeitsmarkt zentral. Eigene Arbeitserfahrungen ausserhalb des Sozialbereichs ermöglichen eine realistische Sicht auf die angepeilten Tätigkeiten und eine adäquate Kommunikation mit den Zielfirmen. Daneben sind selbstverständlich beraterische Kompetenzen und Kenntnisse betreffend der Zielgruppe sehr erwünscht. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind Kenntnisse der lokalen Begebenheiten in Bezug auf den Arbeitsmarkt.
In dem mit Abstand grössten Teil der Stelleninserate wird von den Bewerbenden eine berufliche Grundbildung verlangt (49 Prozent). Einen Hochschulabschluss fordern hingegen eher wenige (10 Prozent). Weshalb ist das so?
Die Tätigkeit als Stellenvermittelnde erfordert nicht zwingend einen Hochschulabschluss. Sie ist nicht wissenschaftlich und nicht in hohem Masse strukturiert. Die bereits erwähnten Kompetenzen sind dagegen für die Zielerreichung massgebend.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass in der Arbeitsintegration im Vergleich zu anderen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit verhältnismässig mehr Leitungs- und Teamleitungsstellen und weniger Fachmitarbeitsstellen ausgeschrieben werden?
Hier kann ich nur vermuten, dass es in eine ähnliche Richtung geht: Die Arbeitsintegration orientiert sich am Arbeitsmarkt und der Integration in diesen. Verglichen mit einer stark reglementierten Tätigkeit in einem gesetzlichen Sozialdienst, die ein breites Wissen beispielsweise über Sozialversicherungen und Gesetzgebung erfordert, ist die Arbeitsintegration relativ «frei» und das praktische Können überwiegt das theoretische Wissen. Daraus liesse sich ableiten, dass ein dynamisches, gut funktionierendes Team wichtiger ist als die Sicherung von Fachwissen.
Inwiefern unterscheidet sich in der Arbeitsintegration die Aufgabe der Leitung und Teamleitung von derjenigen der qualifizierten Mitarbeit?
In meinem Fall ist der Leitungsanteil relativ klein. Ich selbst bin hauptsächlich operativ als Stellenvermittler tätig. Als Teamleiter bin ich budgetverantwortlich und organisatorisch tätig. Ich leite wöchentliche Arbeitssitzungen und koordiniere die externe Kommunikation. Daneben vertrete ich meinen Bereich in internen und externen Gremien.
Wie kommt es, dass der Anteil hoher Arbeitspensen (80 bis 100%) in der Arbeitsintegration grösser ist als in anderen Arbeitsfeldern?
Meine etwas saloppe Vermutung wäre, dass die Arbeit in der Arbeitsintegration weniger kopflastig ist und tendenziell einen kleineren Anteil an administrativen Aufgaben beinhaltet als in anderen Feldern. Es kann sein, dass die Arbeit in der Arbeitsintegration somit weniger Belastung mit sich bringt und daher eher hochprozentig ausgeführt werden kann.
In Bezug auf den Stellenmarkt in der Arbeitsintegration: Was finden Sie gut, was beunruhigt Sie?
Es besteht sicher die Gefahr, dass sozialarbeiterische Werte zu wenig in die Arbeitsintegration einfliessen, obwohl diese auch hier eine hohe Bedeutung hätten.
Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung des Arbeitsfelds der Arbeitsintegration?
Ich wünsche mir eine ausgewogene Stellenbesetzung, in der sozialarbeiterisches Knowhow nicht zu kurz kommt. Idealerweise wäre die Arbeitsintegration eingebettet, angehängt oder in nahem Kontakt zur klassischen Sozialarbeit, also zu einem gesetzlichen Sozialdienst.