Astrid Bujard arbeitet mit einem 90%-Pensum als Job Coach und Standortleiterin bei impiega. Sie hat eine Berufsausbildung als Hotelfachfrau, einen Hochschulabschluss in Betriebswirtschaft der Hochschule Bremen (DE), einen CAS in integrierter Mediation und andere Weiterbildungen sowie Fachseminare absolviert.
Dieses Interview wurde im Rahmen des elften Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz zum Thema Stellen in der Arbeitsintegration geführt.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher bei der Stellensuche im Arbeitsfeld Arbeitsintegration gemacht?
Ich bin vor achteinhalb Jahren eher durch Zufall in das Arbeitsfeld der Arbeitsintegration gekommen. Ein Inserat hat mich besonders angesprochen und ich kannte eine Person, die in der Organisation arbeitete. Also habe ich mich beworben und die Bewerbung führte direkt zum Erfolg. Danach habe ich viele Jahre nicht nach anderen Stellen in der Arbeitsintegration gesucht. Meine aktuelle Stelle fand ich über einen persönlichen Kontakt in meinem beruflichen Netzwerk.
Was interessiert Sie besonders an der Arbeit in diesem Arbeitsfeld?
Mir gefällt die Arbeit mit Menschen sehr. Ich kann meine Erfahrungen aus der Personalleitung in Industrie und Verwaltung nutzen und ich schätze die Abwechslung. Es gefällt mir, Perspektiven aufzuzeigen und Teil der Lösung zu sein. Jede neue Kandidatin und jeder neue Kandidat ist der Beginn einer spannenden Geschichte, an der ich aktiv teilhaben kann. Auch die Zusammenarbeit mit den Arbeitgebenden schätze ich sehr, weil man als Nebeneffekt auch die Entwicklungen in verschiedenen Branchen mitverfolgen kann.
Wie nehmen Sie die Arbeitsbedingungen in der Arbeitsintegration wahr?
Ich durfte bisher in zwei sehr unterschiedlichen Organisationen im Arbeitsfeld der Arbeitsintegration arbeiten. Zuerst leitete ich die Fachstelle für Arbeitsintegration in einem grösseren Sozialdienst, heute arbeite ich in einer kleinen Dienstleistungsfirma. In beiden Bereichen erlebe ich die Arbeitsbedingungen als sehr gut. Ich hatte und habe grosse Freiheiten bei der Gestaltung meiner Arbeit und kann eigene Ideen einbringen. Die besonderen Anforderungen an Flexibilität, Verhandlungsgeschick, Vernetzung und persönliches Engagement werden auch entsprechend entlohnt.
Was denken Sie, weshalb haben Sie Ihre aktuelle Stelle erhalten?
In meiner jetzigen Position geht es unter anderem um den Aufbau eines neuen Standorts. Darum hat mir mein grosses Netzwerk in der Region sicher geholfen. Auch meine Erfahrung in der Arbeitsintegration und in der direkten Vermittlung waren von Vorteil. Zudem verfüge ich über gutes Verhandlungsgeschick und mache meine Arbeit mit Herzblut. Dass meine jetzige Vorgesetzte und ich uns schon lange sympathisch sind und ich einen Teil des Teams bereits kannte, hat wohl auch geholfen.
Mit welchem Arbeitspensum arbeiten Sie und aus welchen Gründen?
Ich arbeite seit Jahren mit einem 90%-Pensum. Der zusätzliche freie Tag alle zwei Wochen gibt mir mehr Zeit für Familie, Haus und Garten.
Was wäre Ihr bevorzugtes Arbeitspensum und weshalb?
Das aktuelle Pensum ist ideal für mich, da ich trotz der zusätzlichen freien Tage immer für alle Beteiligten erreichbar bin und dennoch genügend Zeit für Erholung habe.
Wenn Sie unsere Auswertungen lesen: Gibt es etwas, das Sie überrascht, beschäftigt oder das Ihnen fehlt?
Für die Stellen, auf die ich mich bisher beworben habe, war ein Hochschulabschluss gewünscht. Dass dies eher die Ausnahme ist, hat mich überrascht. Ich heisse die Entwicklung jedoch gut, dass heute mehr Wert auf eine Berufsausbildung und Berufserfahrung, idealerweise in verschiedenen Branchen, gelegt wird. Wer sich bisher vor allem in akademischen Kreisen bewegt hat, findet es häufig schwierig, den Zugang zu Menschen mit Beeinträchtigungen oder mit einem deutlich niedrigeren Bildungsstand zu finden. Und es ist sehr hilfreich, wenn man einen Teil der Arbeitsfelder, in die man vermitteln möchte, schon aus dem eigenen Arbeitsleben kennt.
Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung des Arbeitsfelds der Arbeitsintegration?
Ich wünsche mir vor allem, dass der Stellenwert der Arbeitsintegration noch breitere Anerkennung in Gesellschaft, Unternehmen und in der Politik findet. Noch immer kämpfen wir häufig gegen Vorurteile gegenüber Personen, die aus verschiedenen Gründen längere Zeit ohne Anstellung waren. Sie stellen für unsere Wirtschaft ein grosses ungenutztes Potential dar. Ich wünsche mir, dass wir für diese Personengruppe in Zukunft noch mehr Anerkennung und Vertrauen gewinnen können.