Anja von Flüe arbeitet mit einem Pensum von 80% als Job Coach beim Schweizerischen Arbeiterhilfswerk SAH Zentralschweiz. Sie hat einen Bachelor in Sozialer Arbeit von der Hochschule Luzern.
Dieses Interview wurde im Rahmen des elften Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz zum Thema Stellen in der Arbeitsintegration geführt.
Was für Erfahrungen haben Sie bisher bei der Stellensuche im Arbeitsfeld Arbeitsintegration gemacht?
Da ich vor dem Studium zur Sozialarbeiterin im HR tätig war, habe ich mich sehr für das Feld der Arbeitsintegration interessiert. Bis anhin war ich auf der «anderen Seite» tätig. Ich wollte einen erweiterten Einblick im Bereich der Arbeitsmarktentwicklung und in der Begleitung der Menschen im Prozess der Stellensuche gewinnen. Folglich habe ich die Suche für ein Praktikum während des Studiums auf dieses Arbeitsfeld ausgerichtet.
Die Praktikumssuche stellte sich als herausfordernd dar, da die Nachfrage im Bereich der Arbeitsintegration gross war und das Angebot eher klein. Meine bisherigen Kenntnisse sowie das Vorstellungsgespräch haben meine Vorgesetzten wohl davon überzeugt, dass ich die richtige für die ausgeschriebene Stelle war. Die anschliessende Anstellung nach dem Studium basierte auf dem erfolgreichen Praktikumsverlauf sowie auf meinen erweiterten Qualifikationen. Hier hat sich die Stellensuche somit einfach gestaltet.
Was interessiert Sie besonders an der Arbeit in diesem Arbeitsfeld?
Sie beinhaltet einige Aspekte, die mich besonders interessieren, mich herausfordern und die Arbeit spannend machen. Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Die erwerbslosen Personen sind mit diversen Problemlagen, welche mit der Erwerbslosigkeit einhergehen, konfrontiert. Die Auseinandersetzung mit der Erwerbslosigkeit sowie die Begleitung zurück in den Arbeitsmarkt bedeutet für mich, dass ich die Personen bei der Wiedererlangung der Autonomie unterstützen kann. Die Arbeit in einem grossen Spannungsfeld zwischen den Vorgaben der Leistungstragenden, den Vorstellungen/Wünschen der erwerbslosen Personen und der Arbeitgeberin bedeuten für mich eine gute Herausforderung.
Wie nehmen Sie die Arbeitsbedingungen in der Arbeitsintegration wahr?
Die Arbeitsbedingungen für uns Fachkräfte in der Arbeitsintegration sind unter anderem abhängig von externen Faktoren wie Arbeitsmarkt und Arbeitslosenquote. Hohe sowie auch niedrige Anmeldezahlen stellen die Teams vor eine grosse Herausforderung. Letzteres bedeutet schlimmstenfalls einen Arbeitsplatzverlust. Hohe Anmeldequoten bedeuten wiederum eine hohe Arbeitsbelastung. Die Arbeitsintegration funktioniert meist antizyklisch (hohe Arbeitslosenquote = hohe Anmeldequote und umgekehrt). Um damit umzugehen, sind eine transparente Kommunikation seitens Arbeitgeber*in sowie Supervisionen, Intervisionen und ein unterstützender Austausch im Team hilfreich.
Wie haben Sie Ihre aktuelle Stelle gefunden?
Ich habe vormals während meines Studiums zur Sozialarbeiterin beim SAH Zentralschweiz das Praktikum absolviert. Nach dem Studium hat sich die Möglichkeit einer Anstellung geboten.
Was denken Sie, weshalb haben Sie die Stelle erhalten?
Einerseits konnte ich während des Praktikums einen guten Eindruck hinterlassen (u.a. meine Beratungskompetenz beweisen). Andererseits waren meine bisherigen Qualifikationen im kaufmännischen und HR-Bereich von Vorteil. Weiter konnte ich nach dem Studium mit dem Diplom in Sozialer Arbeit eine gute Qualifikation vorweisen.
Mit welchem Arbeitspensum arbeiten Sie und aus welchen Gründen?
Ich arbeite 80%. Das Stellenangebot war aufgrund hoher Arbeitsauslastung auf dieses Pensum ausgerichtet.
Was wäre Ihr bevorzugtes Arbeitspensum und weshalb?
Das Pensum von 80% ist passend für mich, da wir im Bereich der Sozialen Arbeit mit verschiedenen Belastungen konfrontiert sind, und ein Teilzeitpensum die Abgrenzung zur Arbeit erleichtert bzw. viel zur psychischen Gesundheit beiträgt.
Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung des Arbeitsfelds der Arbeitsintegration?
Für das Arbeitsfeld in der Arbeitsintegration sind sicherlich Arbeitsmarkt-Kenntnisse sowie Beratungserfahrungen notwendig. Denn eine personenzentrierte Beratung sowie Kenntnisse über den hiesigen Arbeitsmarkt können unter anderem zu einer erfolgreichen Vermittlung führen.
Für die Arbeitsintegration allgemein wünsche ich mir von den Arbeitgebenden, dass sie vermehrt ihre soziale Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen und beispielsweise ein heterogenes Personalbild anstreben (von Jung bis Alt, von Beeinträchtigung bis ohne Beeinträchtigung usw.). Andererseits wünsche ich mir, dass vorgesetzte Personen sich ihrer Position bewusster werden und ein wohlwollendes/motivierendes Arbeitsklima gestalten. Ich bin überzeugt, dass so u.a. Fluktuationsraten gesenkt werden können und sich dies auch finanziell für die Unternehmungen auszahlt.