Analyse der Stelleninserate auf dem Portal von sozialinfo.ch
Zweiter Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz. Untersuchungszeitraum Januar bis Juni 2015
Der Verein sozialinfo.ch hat gemeinsam mit der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW ein Verfahren für ein Monitoring1 entwickelt, mit dem Stellenangebote im Sozialwesen systematisch ausgewertet werden können. Der erste Monitor ist in der Aprilausgabe dieses Jahres in SozialAktuell erschienen. Der nun vorliegende zweite Monitorbericht richtet seinen Fokus auf die Entwicklungen der Stellenangebote in verschiedenen Arbeitsfeldern und die Anforderungen an die Qualifikation für Berufe im Sozialwesen.
Das Angebot an Stellen in der untersuchten Zeitspanne ist nahezu konstant. Im ersten Halbjahr 2015 sind wie schon während der Vorjahre 2013 und 2014 monatlich zwischen 500 und 600 Inserate erschienen. Interessant ist die unterschiedliche Verteilung nach Arbeitsfeldern: Die meisten Stellenangebote wurden für die Arbeitsfelder Behindertenarbeit, Erziehung/Bildung, Jugendarbeit und Sozialhilfe aufgegeben.
Die Kurven, resultierend aus den nachgefragten Arbeitskräften bei den Arbeitsfeldern Erziehung/Bildung, Jugendarbeit und Behindertenarbeit, steigen seit dem III. Quartal 2014 leicht an. Demgegenüber ist die Anzahl der Stellenangebote im Arbeitsfeld Sozialhilfe in allen Quartalen seit 2013 fast gleich verteilt. Auffällig ist die verhältnismässig starke Zunahme der Anzahl Stellenangebote im Arbeitsfeld Migration. Hier wurden beispielsweise im II. Quartal 2015 fast doppelt so viele Stellen ausgeschrieben wie in den Vergleichsquartalen der Jahre 2013 und 2014 (98 Stellenangebote im II. Q. 2015 gegenüber jeweils 58 im II. Q. 2013 und 2014).
Dass in einem Arbeitsfeld mehr Stellen ausgeschrieben werden, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass mehr Stellen geschaffen wurden, sondern könnte auch auf eine grössere Fluktuation des Personals zurückzuführen sein.
Qualifikationsanforderungen in ausgewählten Arbeitsfeldern
In den vier Arbeitsfeldern, in denen die meisten Inserate aufgegeben wurden, ergibt sich ein unterschiedliches Bild der nachgefragten Qualifikationen:
Im Bereich der Sozialhilfe wird bei zwei von drei Stellen (66%) ein Hochschulabschluss erwartet. Im Bereich der Behindertenarbeit ist dies nur bei fast jeder vierten Stelle (24%) der Fall. Eine mögliche Erklärung hierfür ist das breite Spektrum von Leistungs- und Qualifikationsanforderungen im Arbeitsfeld Behindertenarbeit. So haben sich in den letzten Jahren insbesondere auf Ebene Sekundarstufe II (z. B. Fachmann/Fachfrau Betreuung) und Tertiärstufe B (Sozialpädagogin/Sozialpädagoge HF) neue Ausbildungsgänge etabliert, deren AbsolventInnen eine grosse Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt erfahren. Nicht zuletzt ist damit auch eine Kostenfrage verbunden. Fachkräfte mit Bachelor oder gar Masterabschluss (Tertiärstufe A) sind entsprechend teurer und für bestimmte Tätigkeiten schlicht überqualifiziert. Das Anforderungsniveau im Arbeitsfeld der Sozialhilfe hat sich hingegen konstant auf Hochschulabschluss-Ebene gehalten.
Ausblick
Die hier beschriebenen Ergebnisse bilden nur einen kleinen Ausschnitt der Analysen des Stellenmarktes des Sozialwesens auf Basis der Stellenangebote von sozialinfo.ch ab. Eine entsprechend umfangreichere Veröffentlichung der Ergebnisse auf Basis der Daten von 2013 bis 2015 ist in Planung. Darüber hinaus bieten wir der interessierten Fachöffentlichkeit an, auf Anfrage weitere Auswertungen zur Verfügung zu stellen. Dementsprechend freuen wir uns über Rückmeldungen und Anregungen zu den vorliegenden Analysen sowie über allfällige Auswertungsideen.
Ansprechperson für den Monitor ist Sarah Madörin (sarah.madoerin@fhnw.ch).
1 Zum Konzept des Monitors vgl. SozialAktuell 04/2015
Datenquelle und Grafiken: sozialinfo.ch/FHNW
Zurück zur Übersicht