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Kontroverse Diskussionen um Geschlechtertrennung in öffentlichen Bädern und Burkini-Verbote

September 2016 / Dossier, Regine Strub (Text)

Bieten öffentliche Schwimmbäder separate Öffnungszeiten nur für Frauen an, führt das meist zu kontroversen Diskussionen. Während Kritiker finden, damit werde ein falsches Signal gesetzt und die Geschlechtertrennung stärken rückständige Tendenzen, betonen die Befürworter gerade die integrationsfördernden Aspekte. Baden Musliminnen in öffentlichen Bädern mit dem Burkini-Ganzkörperbadeanzug, kreist die Diskussion oftmals um Hygiene und gegenseitige Toleranz. Die Debatte um ein Burkini-Verbot an Frankreichs Stränden wiederum zeigt die Absurdität solcher Kleidervorschriften auf.

Der Schwimmbadbesuch ist für viele Migrantinnen eine Möglichkeit, um aus der häuslichen Isolation herauszutreten (NZZ)

Am Beispiel der öffentlichen Schwimmbäder in Frankfurt zeigt ein Artikel der NZZ auf, welche Widerstände spezielle Öffnungszeiten nur für Frauen in der Bevölkerung und in der Politik wecken können. Denn mehrheitlich – aber nicht ausschliesslich – Musliminnen nutzen das Angebot. Die Autorin zeigt aber auch auf, worin die integrationsfördernde Wirkung besteht und warum der Ausländerbeirat in Frankfurt noch mehr solche Angebote fordert.
Einen Augenschein wert ist übrigens auch ein Blick auf die Kommentare der Leser und Leserinnen.  

Nicht nur Musliminnen besuchen gerne ein Frauenbad (Migros-Magazin)

Auch in der Schweiz gibt es separate Frauenabteilungen in öffentlichen Schwimmbädern. Zum Beispiel in Bern. Zur Zeit des Medienbeitrags befand sich in Bern ein Frauenbad im Quartier Gäbelbach. Inzwischen führt das Sportamt der Stadt Bern Schwimmkurse für Frauen durch und öffnet ein Lehrschwimmbecken für Schwimmkurse und freies Baden für Frauen.

Ursula Heitz, Leiterin des Kompetenzzentrums Integration der Stadt Bern, nennt die unterschiedlichen Motive, die Frauen bewegen können, in einem geschlechtergetrennten Bad schwimmen gehen zu.

Kulturkonflikte im Basler "Fraueli" (Tageswoche)

In der Frauenabteilung des Basler Freibads Eglisee baden Frauen schon länger unter sich. Seit Musliminnen aus dem Elsass das Bad für sich entdeckt haben, ist es jedoch fertig mit der Ruhe. Verbote und neue Regeln sollen nun für ein friedliches Miteinander sorgen. Die Tageswoche hat sich vor Ort umgeschaut und umgehört.  

Burkini: Hygienische Bedenken als Grund für ein Verbot versus Offenheit

In der Oberpfalz hat der Bürgermeister das Tragen von Burkinis aus hygienischen Gründen verboten (Merkur.de).

Andere Bäder haben dagegen keine hygienischen Bedenken (az Aargauer Zeitung).

Burkini: Stein des Anstosses ist oftmals die Assoziierung mit dem Islamismus (Die Welt)

Der Integrationsforscher Özkan Ezli setzt sich dafür ein, dass Frauen im Bad einen Burkini tragen dürfen. Denn es gehe nicht um ein religiöses oder integratives Problem, sondern darum, wie es eine Gesellschaft schaffe, möglichst viele Menschen teilhaben zu lassen.  

Dodu Kücükgöl aus Wien: "Ich trage es, weil ich das Recht habe, meine Privatsphäre und meine körperlichen Grenzen zu definieren, wie ich möchte." (Der Freitag)

Dudu Kücükgöl schreibt und referiert als engagierte Muslimin zu den Themen Islam, Integration, Islamfeindlichkeit und Feminismus. Im Interview mit der Zeitung "Der Freitag" äussert sie sich zu den Burkini-Verboten in Deutschland und Frankreich.  

Debatte um Burkini-Verbot in Frankreich: Kleidervorschriften ad absurdum geführt (Die Zeit)

Eine ganz andere Dimension haben die Diskussionen in Frankreich angenommen. Zuerst hat die Stadt Cannes ein Burkini-Verbot an den Stränden eingeführt, kurze Zeit später auch Nizza und andere Städte. Das Verbot wurde zwischenzeitlich für illegal erklärt.  


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