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Soziale Benachteiligung gefährdet die Gesundheit

Mai 2020

Gesundheit ist ungleich auf verschiedene Bevölkerungsgruppen verteilt. Wer sozial benachteiligt ist, trägt auch ein höheres Risiko, krank zu werden oder früh zu sterben.

Auch in der Schweiz gibt es Bevölkerungsgruppen die durchschnittlich häufiger erkranken und früher sterben als andere. Diese gesundheitlichen Unterschiede in der Bevölkerung nehmen sogar zu. Sie folgen dabei einem klaren Muster: Je stärker eine Person sozial benachteiligt ist, desto höher ist ihre Wahrscheinlichkeit, von Krankheiten oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen zu sein oder früh zu sterben. 

Definitionen

Wenn gesundheitliche Unterschiede biologisch bedingt sind oder freiwillig in Kauf genommen werden, werden sie gesundheitliche Ungleichheiten genannt. Unterschiede, die sozial verursacht und damit vermeidbar sind, werden dagegen als gesundheitliche Ungerechtigkeit bezeichnet.

Gesundheitliche Chancengleichheit fördern

Gesundheitliche Chancengleichheit ist ein Leitziel des Bundes, das allen Menschen die gleichen Möglichkeiten zur Entwicklung, Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit geben möchte. Denn ungleiche gesundheitliche Chancen gefährden den sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft und verursachen unnötige Mehrkosten. Die Schweiz hat sich deshalb - im Einklang mit der WHO-Strategie „Gesundheit für alle“ - das Ziel gesetzt, die gesundheitliche Chancengleichheit zu verbessern.

Multisektorale Vorgehensweise und Einbezug der Zivilgesellschaft

Die Gesundheitsförderung Schweiz, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und –direktoren haben nun einen Bericht herausgegeben, der vorhandenes Wissen zur Gesundheitsförderung zusammengetragen hat. Der Bericht zeigt auf, wie soziale Unterschiede die Gesundheit beeinflussen, welche Ansätze sich eignen, die gesundheitliche Chancengleichheit zu erhöhen und welche Kriterien für Interventionen erfolgversprechend sind. Die Empfehlungen beziehen sich auf die Bereiche Ernährung und Bewegung, Psychische Gesundheit und Sucht.

Im Ausblick des Berichts halten die Autor*innen fest, dass die Gesundheitsförderung des Bundes bereits heute auf eine Verbesserung der Chancengleichheit ziele. Sie fordern jedoch eine verstärkte koordinierte und multisektorale Vorgehensweise. Das heisst, dass verschiedene Politikbereiche, sowie nichtstaatliche, private und zivilgesellschaftliche Akteure zusammen arbeiten sollten. Weiter weisen die Autor*innen darauf hin, dass eine Beteiligung der Zivilgesellschaft die Wirksamkeit von Massnahmen nachweislich fördere. Zudem sollten Massnahmen zur Gesundheitsförderung auch eine Lebenslaufperspektive einbeziehen. Denn Benachteiligungen und Privilegien wirken sich von der Geburt bis zum Ende des Lebens auf die Gesundheit aus.

Gesundheitsstrategien Schweiz

Der Bund hat unter anderem die Strategie Gesundheit2020 und Gesundheit2030 sowie die Nationale Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) 2017-2024 veröffentlicht.

In allen Strategien ist die gesundheitliche Chancengleichheit ein wichtiges Anliegen. Forschung zum Thema findet sich auf der Seite des BAG.


Links zu Berichten und Dokumenten

BAG

Chancengleichheit in der Gesundheits­förderung und Prävention in der Schweiz

Begriffsklärungen, theoretische Einführung, Praxisempfehlungen

Alle Menschen in der Schweiz sollen dieselben Chancen auf ein gesundes Leben erhalten. Chancengleichheit ist ein wichtiges Ziel der Gesundheitspolitik, ist in der Praxis aber noch nicht verwirklicht. Wer sozial benachteiligt ist, leidet häufiger unter schlechter Gesundheit und hat eine tiefere Lebens-erwartung als sozial Bessergestellte. Personen mit tieferem Einkommen haben zum Beispiel ein sechs-mal höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.

BAG

Chancengleichheit und Gesundheit

Zahlen und Fakten für die Schweiz

Wie steht es um die gesundheitliche Chancengleichheit in der Schweiz? Die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) und die Nationale Strategie Sucht sowie der Bereich Psychische Gesundheit richteten 2018 den Fokus auf dieses Thema. Entstanden sind unter anderem eine Broschüre und ein Hintergrunddokument.

BZgA

Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung

Im Rahmen der Arbeit des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit soll durch die Auswahl und Präsentation von Beispielen guter Praxis ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung geleistet werden. Die Auswahl der Good Practice-Beispiele erfolgt auf der Grundlage von zwölf Kriterien für gute Praxis. 


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