Mehr Gewinn, weniger Lohnerhöhungen: Der Geiz der Arbeitgeber
Trotz guter Konjunktur und sprudelnden Dividenden beteiligen Firmen ihre Mitarbeitenden kaum am Erfolg.
Gute Saläre sind auch in der Schweiz keine Selbstverständlichkeit. Die Gewerkschaften setzen sich an verschiedenen Fronten für höhere Löhne und Lohnschutz ein.
In der Schweiz arbeiten 12 Prozent der Beschäftigten zu einem Tieflohn. Dies betrifft vor allem Personen, die in umsatzschwachen Bereichen arbeiten, etwa im Dienstleistungssektor. Aber auch Angestellte in anderen, profitableren Branchen hätten von der guten Konjunkturlage der vergangenen Jahre nicht profitiert, kritisieren Gewerkschaften und Angestelltenverbände. Die Schweizerischen Löhne seien kaum gestiegen, obwohl es der Wirtschaft sehr gut gegangen sei. Laut SGB sind die Reallöhne im Jahr 2018 sogar um 0,4 Prozent gesunken. Sie verlangen deshalb, dass die Produktivitätsgewinne nicht nur den Aktionär*innen, sondern auch den Beschäftigten zugute kommen sollten und fordern einen Anstieg, je nach Branche um bis zu 2 Prozent.
Der Kampf um das Schweizerische Lohnniveau spielt auch in der aktuellen Diskussion um das neu auszuhandelnde Rahmenabkommen mit der EU eine Rolle. Da sich das Europäische Recht seit dem Abschluss der bilateralen Verträge stetig weiterentwickelt hat, entsprechen manche der Abkommen nicht mehr den geltenden Normen. Die EU fordert deshalb ein neues Rahmenabkommen.
Für die Gewerkschaften ist es zwingend, dass ein künftiges Rahmenabkommen auch den Lohnschutz weiterhin garantiert. Dass das Lohnniveau der Schweiz gegenüber Europa bedeutend höher ist, bringt die Gefahr des Lohndumpings mit sich. Um die Löhne von Arbeitnehmenden in der Schweiz zu schützen, wurden die sogenannten flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit eingeführt. Mit dem von Bundesrat Cassis ausgearbeiteten Entwurf zu einem Rahmenabkommen sind die Gewerkschaften jedoch nicht einverstanden, da er im Hinblick auf den Lohnschutz nicht genüge.
Mit ihrer Kündigungsinitiative stellt die SVP den bilateralen Weg als Ganzes in Frage. Damit würden sowohl Personenfreizügigkeit als auch Lohnschutz abgeschafft. Manche sprechen von diesem Anliegen deshalb vom „Schweizerischen Brexit“, oder gar vom „Schwexit“. Der Bundesrat hat kürzlich entschieden, die Abstimmung über diese Initiative vorzuziehen, und erst nachher weiter über das Rahmenabkommen zu verhandeln.
Trotz guter Konjunktur und sprudelnden Dividenden beteiligen Firmen ihre Mitarbeitenden kaum am Erfolg.
Die Wirtschaft boomte, die Reallöhne sanken dennoch. Die Gewerkschaften fordern nun mindestens zwei Prozent mehr, sonst wollen sie den Verhandlungstisch verlassen. Die Arbeitgeber machen auf der Gegenseite einen aufgestauten Frust aus.
Obwohl die Wirtschaft erfreulich erfolgreiche Jahre hinter sich hat, sind die Löhne der Arbeitnehmenden kaum gestiegen. Im Gegenteil: Durch die anziehende Teuerung mussten die Arbeitnehmenden 2 Jahre in Folge Reallohnverluste hinnehmen. Für Travail.Suisse und Syna ist deshalb klar, dass die Arbeitnehmenden endlich wieder mehr Geld ins Portemonnaie bekommen müssen. Um einen weiteren Kaufkraftverlust zu verhindern, sollten die Löhne in der diesjährigen Lohnrunde um mindestens 2% erhöht werden.
Die Produktivitätsgewinne müssen den Beschäftigten endlich weitergegeben werden. Das ist der Kern der Forderungen der Angestellten Schweiz für die nächste Lohnrunde.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz verzeichnete 2018 einen Anstieg von 2,8% zu Preisen des Vorjahres. Das starke Wachstum war von einem günstigen Marktumfeld mit einem deutlichen Wiederaufschwung des Aussenhandels und einer starken Dynamik in der verarbeitenden Industrie geprägt.
2016 gab es im privaten und im öffentlichen Sektor der Schweiz 329300 Tieflohnstellen. Insgesamt waren 473700 Personen (davon zwei Drittel Frauen) an einem solchen Arbeitsplatz beschäftigt. Über ein Drittel der Tieflohnstellen verteilte sich auf die drei folgenden Wirtschaftszweige: Detailhandel, Gastronomie und Beherbergung.
In der Schweiz bekommen zehn Prozent aller Beschäftigten sehr tiefe Löhne. Eine gute Erklärung gibt es nicht dafür.
Vorläufig Aufgenommene, die einer Lohnarbeit nachgehen, gelten als Erfolgsfälle. Um welche Art Arbeit es sich dabei handelt, wird hingegen nur selten thematisiert. Es sind mit grosser Mehrheit prekäre Jobs. Und das hat System.
Das deutsche Jobwunder hat eine Schattenseite: In fast keinem anderen Industrieland verdienen so viele Menschen wenig. Die Schweiz hat nicht nur hohe Saläre, sondern auch einen kleinen Niedriglohnsektor. Ein Erklärungsversuch.
An seiner Sitzung vom 7. Juni 2019 hat der Bundesrat seine Botschaft zur Volksinitiative "Für eine massvolle Zuwanderung" an das Parlament verabschiedet. Er bekräftigt darin sein Nein gegen die sogenannte Begrenzungsinitiative.
SGB begrüsst Bundesratsentscheide zum Verhältnis Schweiz-EU
Economiesuisse-Chefin Monika Rühl warnt vor der Kündigungsinitiative. Sie stellt sich wie die Basler Regierung ohne Wenn und Aber hinter das Rahmenabkommen mit der Europäischen Union.
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