Ein bemerkenswerter Ansatz wurde unter dem Namen „Konvivialismus“ erarbeitet, abgeleitet vom lateinischen „con-vivere“ (zusammenleben). Es handelt sich dabei nicht um eine neue Theorie oder Philosophie, sondern um den Versuch einer Gruppe von Sozialwissenschaftler*innen und Intellektuellen verschiedener Denkrichtungen, gemeinsame Grundsätze zu entwickeln, die ein gutes Leben für alle Menschen ermöglichen. Bereits bestehende Initiativen und Bemühungen für eine nachhaltigere Lebensweise sollen dabei zusammengebracht und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Damit sind alle Arten von sozialen Bewegungen, NGOS, Kooperativen etc. gemeint.
Im „konvivialistischen Manifest“, das den Kernpunkt dieses Ansatzes bildet, werden zwei gegenwärtig vorherrschende Ideologien benannt, die es zu überwinden gelte:
- Der Primat des absoluten Vorrangs der ökonomischen Probleme vor allen anderen Problemen
- Das Postulat des grenzenlosen Reichtums an natürlichen Ressourcen (und ihren Surrogaten)
Die Konvivialisten wenden sich damit explizit gegen das Prinzip des „Utilitarismus“, das heisst gegen die allgemeine Ökonomisierung der Welt und das einseitige Verständnis des Menschen als „homo oeconomicus“. Davon ausgehend entwerfen sie eine Reihe von Überlegungen und Ansatzpunkten zu einer „sozialökologischen Transformation“ der Wachstumsgesellschaft. Die anzustrebende „Realutopie“ soll neue Formen des Zusammenlebens ermöglichen, die die Würde der Menschen und unserer Lebensgrundlagen respektieren. Sie sollen eine fruchtbare Balance zwischen gemeinsamer Sozialität und Individuation sowie zwischen Konflikten und deren gemeinsamer Bewältigung fördern.