Fachinformationen Fokusartikel

Burnout: ein politischer Diskurs

November 2019

Ist Burnout eine Krankheit oder lediglich ein Faktor von vielen, welcher krank machen kann?

In der Schweiz scheiden sich die Geister, ob Burnout als eine echte Krankheit anerkannt werden soll oder, ob es sich dabei bloss um einen krankmachenden Gemütszustand handelt. Die WHO hat im Sommer das internationale Klassifizierungssystem der Krankheiten (ICD-11) angepasst und dabei Burnout auf ihre Liste aufgenommen. Dabei versteht die WHO Burnout nicht als Krankheit, sondern als einen Faktor, der mit der Arbeit in Zusammenhang steht und die Gesundheit negativ beeinflussen kann. Die Definition des Begriffs ist von beträchtlicher Relevanz, denn wenn Burnout als Berufskrankheit eingestuft würde, fiele die Behandlung unter die Arbeitsunfallversicherung.

Laut einer Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik, hat der Stress bei der Arbeit signifikant zugenommen. Im Jahr 2017 gaben 21 Prozent der Erwerbstätigen an, bei der Arbeit unter Stress zu leiden. Von diesen 21 Prozent fühlt sich knapp die Hälfte emotional erschöpft, was wiederum zu einem höheren Burnout-Risiko führen kann. Häufig wird bei den Betroffenen eine Erschöpfungsdepression, anstelle eines Burnouts diagnostiziert.

Burnout wird meist mit zu hohem Stress bei der Arbeit in Verbindung gebracht. Dabei kämpfen nicht nur Arbeitnehmer*innen mit Stress am Arbeitsplatz, auch bei Studierenden tritt häufig Stress auf. Der Stress zeigt sich in Form von Zukunftsangst und manifestiert sich in Druck, was wiederum zu einer hohen psychischen Belastung führen kann. Einige Ärzte vertreten die Meinung, dass auch nicht berufstätige Personen von einem Burnout betroffen sein können (bspw. durch lange andauernde familiäre Belastungen).

Der politische Diskurs ist sicherlich noch nicht abgeschlossen. Ein Teil der Arbeitgeber*innen sind klar gegen die Anerkennung als Krankheit, da meist verschiedene, einzelfallbezogene Faktoren zusammenspielen würden, bis es zu einem Burnout komme. Meist liege die Ursache nicht nur in der beruflichen Tätigkeit, sondern v.a. in privaten Problemen. Einige Arbeitsmediziner*innen vertreten die Meinung, dass obwohl Burnout in der Schweiz weitverbreitet sei, es nie zu einer Anerkennung als Krankheit kommen werde. Einerseits müsste diese Krankheit zu mehr als 50 Prozent der beruflichen Tätigkeit entstammen, andererseits müsste die Anerkennung als Berufskrankheit einen medizinischen Code erhalten. In der Schweiz sei bis heute noch nie eine psychische Krankheit als berufsbedingt eingestuft worden. Einige Psycholog*innen hingegen befürworten die Anerkennung als Krankheit, da betroffene Personen weniger stigmatisiert würden. Jedoch sei es in der Tat schwierig, berufsbedingte Faktoren von anderen Ursachen zu trennen.

 

Leseempfehlungen

BFS

Stress und psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz haben 2017 zugenommen

Stress wird in der Arbeitswelt immer mehr zur Belastung. 2017 litten 21% der Erwerbstätigen an ihrem Arbeitsplatz sehr oft unter Stress, gegenüber 18% im Jahr 2012. Auch die psychosozialen Risiken nehmen generell zu. Die Häufigkeit der physischen Risiken hat sich hingegen kaum verändert. Knapp die Hälfte (49%) der gestressten Personen fühlen sich bei der Arbeit emotional erschöpft und weisen folglich ein höheres Burn-out-Risiko auf. Dies sind einige Ergebnisse aus der jüngsten Publikation des Bundesamtes für Statistik (BFS).


Zurück zur Übersicht