Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen»
Die Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» will den gemeinnützigen Wohnungsbau fördern und damit endlich mehr bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen.
Die Anforderungen an Städte- und Quartierplanung haben sich durch die Bewegungen im Immobilienmarkt, aber auch durch veränderte gesellschaftliche Bedürfnisse gewandelt. Wir geben einen Überblick über aktuelle Debatten und Entwicklungen.
Günstiger Wohnraum ist im Verlauf der vergangenen Jahre knapper geworden. Besonders in den Städten ist es für Personen mit mittleren oder tiefen Einkommen schwieriger geworden, eine angemessene Wohnung zu finden. Die Initiative „Mehr bezahlbare Wohnungen“ fordert deshalb stärkere staatliche Eingriffe in den Wohnungsmarkt. Indem der gemeinnützige Wohnungsbau gefördert wird, soll das Angebot an preisgünstigen Wohnungen steigen.
Die Initiative wurde vor zwei Jahren durch den Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverband eingereicht. Unterstützt wird sie durch die Sozialdemokratische Partei und die Grüne Partei, sowie diverse Verbände, darunter auch AvenirSocial. Am 9. Februar 2020 gelangt sie zur Abstimmung.
Lokale Entwicklungen
In der Schweiz wird auch auf lokalpolitischer Ebene um günstigen Wohnraum gerungen. Die Stadt Bern kann nach einem Bundesgerichtsentscheid ihre im Jahr 2016 angenommene Initiative „Für bezahlbare Wohnungen“ umsetzen. Sie stellt einen wichtigen Bestandteil der städtischen "Wohnstrategie" dar. Da sie ein starkes wohnpolitisches Engagement der Stadt vorsieht, ist sie allerdings nicht unumstritten.
In Zürich hingegen sind zwei Gemeinderät*innen mit einer Motion gescheitert, die einen verstärkten Fokus auf günstigen Wohnraum für ältere Menschen forderte.
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass sich behördliche Eingriffe in den Wohnungsmarkt durchaus positiv auswirken können. So wird etwa in Finnland das Konzept "Housing First" umgesetzt, das zum Ziel hat, obdachlosen Personen Wohnraum zur Miete anzubieten, und zwar unabhängig von ihrer psychosozialen Lage. Wie das Magazin "Kontrast.at" berichtet, zeigt das Programm gute Erfolge, sowohl bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit, als auch bei der Verbesserung der sozialen Lage Betroffener.
Alterung der Bevölkerung
Eine anerkannte wohnpolitische Herausforderung ist die Frage, welche Wohnformen es künftig für ältere Menschen brauchen wird. Bekanntlich wächst diese Gruppe aufgrund der steigenden Lebenserwartung, aber auch durch den Renteneintritt geburtenstarker Generationen. Gleichzeitig verändern sich aber auch die Ansprüche an die Lebensgestaltung im Alter. Ältere Menschen legen zunehmend Wert auf selbstbestimmtes Wohnen und möchten solange als möglich in einer eigenen Wohnung bleiben. Dies setzt Anpassungen in Bezug auf Hindernisfreiheit voraus, zudem braucht es zusätzliche Hilfsmittel, Netzwerke und ambulante Dienste, die verfügbar, aber auch zahlbar sein müssen. Der Blog "Knoten und Maschen" der Berner Fachhochschule gibt einen Überblick zum Thema.
Neue Strategien sind nicht nur in Bezug auf einzelne Wohneinheiten von Bedeutung, sondern auch in Bezug auf die Sozialräume. Es braucht altersgerechte Wohn- und Quartierkonzepte, bei deren Planung und Entwicklung Betroffene miteinbezogen werden müssten, wie eine Studie der Berner Fachhochschule nahelegt. Ohne diese Partizipation besteht die Gefahr, dass bei der Planung von altersgerechten Quartier- und Wohnkonzepten bloss stereotype Vorstellungen über Bedürfnisse älterer Menschen Eingang fänden, während in Wirklichkeit die Bedürfnisse viel differenzierter seien, wie der Artikel des Intergenerations-Blogs ausführt.
Einblick in die Themen und Herausforderungen rund um das Thema Wohnen im Alter gibt auch der soeben erschienene "Age Report IV - Wohnen in den späten Lebensjahren". Er basiert auf einer umfangreichen Befragung in allen drei Landesteilen.
Die Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» will den gemeinnützigen Wohnungsbau fördern und damit endlich mehr bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen.
Am 9. Februar stimmt das Volk über die Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» ab. Der Staat soll dafür sorgen, dass künftig mehr Wohnungen im Eigentum gemeinnütziger Bauträger sind. Kantone und Gemeinden sollen zudem ein Vorkaufsrecht für geeignete Grundstücke erhalten.
Wohnraum verteuern statt staatlich subventionieren, schlägt die NZZ vor. Warum das keine gute Idee ist.
Das Bundesgericht hat die Beschwerden gegen die Stadtberner Wohn-Initiative vollumfänglich abgewiesen. Stadtpräsident Alec von Graffenried zeigt sich erfreut über diesen Entscheid und wertet ihn als Bestätigung für die städtische Wohnpolitik. «Das ist ein wichtiger Entscheid für Bern, er ist wegweisend auch für andere Städte.» Die Initiative verlangt, dass bei Um- und Neueinzonungen mindestens ein Drittel der geplanten Wohnnutzung für preisgünstigen Wohnraum zur Verfügung gestellt wird.
Der Gemeinderat engagiert sich für eine vielfältige Wohnstadt Bern. In der neuen Wohnstrategie hat er die Schwerpunkte seiner zukünftigen wohnpolitischen Tätigkeit gesetzt.
In Finnland ist die Zahl der Obdachlosen stark zurückgegangen. Der Grund: Das Land wendet das „Housing First“-Konzept an. Betroffene bekommen – ohne Voraussetzung – eine kleine Wohnung und Beratung. 4 von 5 Betroffenen schaffen so den Weg in ein stabiles Leben. Und: Das ist für den Staat billiger als die Obdachlosigkeit.
Zwei Stadtzürcher Gemeinderäte fordern mehr bezahlbaren Wohnraum für Senioren. Mit einem entsprechenden Vorstoss sind sie im Stadtparlament jedoch gescheitert.
Blog Knoten & Maschen
Möglichst lange und selbstbestimmt daheim wohnen, wer möchte das nicht? Nicht zuletzt aus Kostengründen wurde dieser Wunsch zu einem wichtigen Ziel der Alterspolitik.
Altersbilder von älteren Menschen sind individuelle sowie auch gesellschaftlich geteilte Vorstellungen vom Alter und vom Älterwerden. Damit hat jede und jeder von uns Altersbilder verinnerlicht, auch wenn wir uns dessen meistens nicht bewusst sind. Altersbilder von allen Lebensaltern können positiv wie auch negativ behaftet sein – und sich manchmal widersprechen.
Um neue Siedlungen sozial nachhaltig zu gestalten, braucht es die Mitwirkung der Bevölkerung. Forschende an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW haben ein Online-Instrument für eine vereinfachte Mitsprache entwickelt.
Wohnen in den späten Lebensjahren. Grundlagen und regionale Unterschiede.