Die Vorlage zur Unternehmens-Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF), über die die Schweiz am 19. Mai abstimmt, verbindet zwei politische Anliegen, für die in früheren, separaten Abstimmungen keine mehrheitsfähigen Lösungen gefunden wurden. Sowohl die Unternehmenssteuerreform „USR III“ als auch die Altersvorsorge 2020 sind von den Stimmbürger*innen im Jahr 2017 abgelehnt worden. Umstritten sind aber nicht nur die beiden Einzelthemen AHV-Finanzierung und Unternehmenssteuer-Reform. Die Verbindung selbst wird kritisiert, den Grundsatz der Einheit der Materie zu verletzen und damit eine echte demokratische Willensbildung zu erschweren.
Abgelehnt wird die Vorlage zum einen von links-grüner Seite. Kritisiert wird dabei, dass die Steuerreform einerseits den Steuerwettbewerb im Land anheizt. Die Entwicklungsorganisation Alliance Sud bemängelt zudem, dass mit der Vorlage die Schweiz weiterhin darauf abzielt, „Gewinne multinationaler Konzerne aus dem Ausland importieren.“ Die Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern werde durch diese Politik geschwächt. Aber auch zwischen den Generationen gibt es eine deutliche Spaltung; jüngere Stimmberechtigte zeigen gegenüber älteren eine deutlich höhere Ablehnung, und zwar quer zur Parteienzugehörigkeit. Sie befürchten etwa eine Abwälzung des Problems der Rentenfinanzierung auf kommende Generationen.
Die stärkste Zustimmung erfährt die Vorlage seitens der Wirtschaft. Die betreffenden Verbände versprechen sich dank der erwarteten Steuersenkungen gute unternehmerische Rahmenbedingungen.