Mittlerweile zeigt sich, dass diese Bedenken begründet waren. Bereits vor einem Jahr berichteten Wochenzeitung (Woz) und das Schweizer Fernsehen aufgrund gemeinsamer Recherchen, dass es im Bundesasylzentrum Basel in Konfliktsituationen zwischen Asylsuchenden und Sicherheitspersonal immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen gegen Asylsuchende komme. Weiterführende Recherchen zeigen nun, dass Basel kein Einzelfall ist, sondern dass es offenbar auch in anderen Bundesasylzentren zu Übergriffen kommt. Dies berichtet etwa die Woz in einer aktuellen Reportage.
Auch Amnesty International befasst sich mit dieser Thematik und hat im Mai 2021 einen Bericht veröffentlicht, der Menschenrechtsverletzungen an Asylsuchenden in Schweizer Bundesasylzentren dokumentiert. Folgendes Zitat veranschaulicht Ausmass und Charakter der dem Sicherheitspersonal vorgeworfenen Tätlichkeiten gegen Asylsuchende: «Acht der von Amnesty International befragten Asylsuchenden, die entweder in den Bundesasylzentren Giffers, Basel oder Altstätten untergebracht waren, berichteten, dass sie von Wachleuten geschlagen wurden […]. In einem Fall wurde eine Person, die an Asthma litt, mit Pfeffergel besprüht und verlor daraufhin das Bewusstsein, bis sie ins Krankenhaus kam. […] In vier Fällen berichteten Personen Amnesty International, dass das Sicherheitspersonal entweder mit dem Fuss ihren Kopf nach unten drückten oder Fusstritte gegen den Kopf gaben, während sie auf dem Boden lagen. […] Sechs Personen, die Opfer von Schlägen wurden, erlitten Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten […]. Die dokumentierten Fälle geben Anlass zur Besorgnis über Misshandlungen durch Sicherheitskräfte, die in einzelnen Fällen der Folter gleichkommen könnten. Schockierend sind die Berichte von sechs Personen gegenüber Amnesty International, die in einen «Besinnungsraum» oder einen anderen separaten Raum gebracht wurden, wo sie entweder anschliessend vom Sicherheitspersonal geschlagen wurden oder die Schläge, die draussen begonnen hatten, im Raum fortgesetzt wurden.» Dass Gewalt offenbar auch gegenüber Kindern und unbegleiteten minderjährigen Asylsuchende (Uma) angewendet wird, wiegt für Amnesty International besonders schwer.
Der Amnesty-Bericht beschreibt zudem fremdenfeindliche und rassistische Haltungen mancher Sicherheitsangestellter. Ein Sicherheitsangestellter wird im Bericht folgendermassen zitiert: «Das Problem ist, dass einige Sicherheitsmitarbeitende nicht verstehen, dass dies kein Gefängnis ist. Einige Wachleute sind angewidert von den Asylsuchenden und behandeln sie alle wie Kriminelle. Es gibt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Dieses Verhalten ist den Kollegen und Vorgesetzten bekannt.»