Ja, ich will - Die Ehe für alle
Kampagnenseiten "Ja zur Ehe für alle!"
Menschen, deren sexuelle Orientierung und/oder geschlechtliche Identität nicht der Norm entsprechen, erfahren nach wie vor Diskriminierung. Die Abstimmung zur «Ehe für alle» ist für die Schweizer Stimmberechtigten eine Gelegenheit, zur Frage der Gleichberechtigung homosexueller Partnerschaften Stellung zu beziehen.
In den Bereichen der geschlechtlichen Identität und der sexuellen Orientierung ist in den vergangenen Jahren eine grosse Diversität sichtbar geworden. Zum einen treten Personen, die sich als «queer» erfahren, heute selbstbewusster auf. Zum anderen haben Organisationen für Transmenschen, homosexuelle Personen oder auch Regenbogenfamilien zu einer grösseren Sichtbarkeit der «LGBTIQ+ -Community» beigetragen. Lebensweisen, Identitäten und Orientierungen, die nicht der Cis-Heteronormativität entsprechen, haben dadurch grössere gesellschaftliche Akzeptanz erhalten. So betitelt etwa das Naturhistorische Museum Bern eine aktuelle Ausstellung zum Thema «Queer» mit «Vielfalt ist unsere Natur».
Cisgender, cis: die Geschlechtsidentität einer Person stimmt mit dem ihr zugewiesenen Geschlecht überein. (Quelle: Geschlechter-Radar)
Heteronormativität: Weltanschauung, die Heterosexualität als soziale Norm postuliert. (Quelle: Wikipedia)
LGBTIAQ*: Abkürzung für Lesben, Schwule (Englisch: Gay), Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche, asexuelle, und queere Menschen. Der Stern am Schluss steht als Zeichen für die Inklusion weiterer Geschlechtsidentitäten. Das A soll zudem Personen, die sich als Ally (Unterstützende) definieren, mit einbeziehen. (Quelle: AvenirSocial, Fachgruppe LGBTIAQ*)
Alternativ liest man etwa auch «LGBTQI+» (Abkürzung für Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer und Intersex)
Queer: Überbegriff für Menschen, die hinsichtlich geschlechtlicher Identität und/oder sexueller Orientierung nicht der Cisgender Heteronormativität entsprechen. (Quelle: Wikipedia)
Regenbogenfamilien: Familien, in welchen sich mindestens ein Elternteil als lesbisch, schwul, bisexuell, queer oder trans* versteht. Auch viele intergeschlechtliche Eltern, bezeichnen ihre Familie als Regenbogenfamilie. (Quelle: Regenbogenfamilien.ch)
Weiterführende Informationen
Chri Hübscher: «Geschlechter-Radar».
Die Anliegen der Betroffenen sind mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Dies hat auch die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm im 2020 gezeigt, mit der neu auch Lesben, Schwule und Bisexuelle vor Herabwürdigung und Hassdelikten geschützt werden. Nichtsdestotrotz werden queere Menschen nach wie vor diskriminiert. Für Angehörige der LGTBQI+-Community ist es noch immer eine alltägliche Erfahrung, beschimpft oder auch physisch angegriffen zu werden, wie etwa der SRF Dok «Hass gegen LGBTIQ+» zeigt.
Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT), der jährlich am 17. Mai in über 130 Ländern weltweit gefeiert wird, will auf die Diskriminierung von queeren Menschen aufmerksam machen und ruft zu Akzeptanz und der Gewährung gleicher Rechte auf. Auch Fachstellen au dem Sozialbereich haben sich an dem Aktionstag beteiligt, so etwa der Berufsverband AvenirSocial oder auch der Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz DOJ.
Der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Offenheit gegenüber queeren Identitäten und Lebensweisen zeigt sich auch im Bereich der Partnerschaft. Nebst der so genannten Cis-Heteronormativität sind hetero- oder homosexuelle bzw. nicht-binäre Partnerschaften von Menschen diverser geschlechtlicher Identitäten alltäglich geworden. Trotzdem können gleichgeschlechtliche Paare in der Schweiz, im Unterschied zu vielen Nachbarstaaten, bislang keine Ehe eingehen. Mit der «eingetragenen Partnerschaft», die ihnen stattdessen offensteht, sind deutlich weniger weit gehende Rechte verbunden als mit einer Ehe. So erlaubt die eingetragene Partnerschaft etwa keine erleichterte Einbürgerung für ausländische Partner*innen. Auch die gemeinsame Adoption und künstliche Befruchtung sind nicht erlaubt.
Die Begrenzung der Ehe auf das heterosexuelle Modell scheint nicht mehr zeitgemäss und stellt eine Diskriminierung von queeren Menschen dar. Das Schweizerische Parlament hat dieses Anliegen anerkannt und am 18. Dezember 2020 einer Gesetzesänderung zugestimmt, die künftig auch gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe erlauben will.
Obwohl das Anliegen gesellschaftlich breit akzeptiert ist, sind mit dieser Anpassung der Gesetzgebung an den gesellschaftlichen Wandel nicht alle einverstanden. So verteidigt etwa das Referendumskomitee «Nein zu Ehe für alle» das traditionelle Ehe- und Familienbild als die «natürliche Lebensgemeinschaft von Mann und Frau». Sie gelte es zu schützen, da nur daraus Kinder entstehen könnten, was sie als deren grundlegende Funktion für die Gesellschaft erkennen. Dass mit der Vorlage zudem die Samenspende für lesbische Paare erlaubt würde, widerspricht ebenfalls diesem traditionellen Familienbild. Ein weiteres Argument der Gegner*innen der Ehe für alle ist, dass der nächste logische Schritt wäre, auch die «Leihmutterschaft für schwule Paare» zuzulassen. Dies erachten sie als problematisch sowohl für die leibliche Mutter, als auch für das Kindeswohl. Die Gegner*innen befürchten generell, dass es Kindern schaden könnte, gleichgeschlechtliche Eltern zu haben.
Für das «nationale Komitee Ehe für alle» hingegen ist das Gesetz ein wichtiges Signal für Gleichstellung und gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Paare. Dies sei gerade auch für junge Menschen wichtig, und es zeige sich, dass die Suizidalität unter LGBT-Personen in Ländern, in denen die Ehe für alle eingeführt wurde, gesunken sei und die Vorurteile ihnen gegenüber abgenommen hätten.
Wissenschaftliche Studien weisen auch die Sorge um das Kindeswohl als unbegründet zurück. Bei Kindern mit gleichgeschlechtlichen Eltern bestünden «im Vergleich zu Kindern aus heterosexuellen Beziehungen keine Unterschiede hinsichtlich ihrer psychischen und sozialen Persönlichkeitsentwicklung, ihrer schulischen und beruflichen Laufbahn, ihrer Freundschaften und sexuellen Beziehungen oder ihres Umgangs mit der geschlechtlichen Identifizierung und Körperlichkeit», schreibt etwa Yv E. Nay vom Zentrum Gender Studies der Universität Basel.
In der Zwischenzeit hat das Referendumskomitee «Nein zu Ehe für alle» es geschafft, die für ein Referendum erforderlichen Unterschriften gegen das Gesetz zusammenzutragen. Am 27. April hat die Bundeskanzlei das Zustandekommen des Referendums mit rund 60’000 gültigen Unterschriften bekanntgegeben, sodass nun die Stimmberechtigten der Schweiz, am 26. September 2021, über das Gesetz zu befinden haben. Für die Öffnung der Ehe haben sich die SP, die Grünen, die FDP ausgesprochen. Auch die CVP-Frauen Schweiz unterstützen das Anliegen. Gegner*innen der Ehe für alle finden sich vorab bei der SVP, der EDU, der EVP und der CVP.
Das «nationale Komitee Ehe für alle» sieht in dieser Abstimmungskampf hingegen eine «Chance für noch mehr Gleichstellung und Akzeptanz» und um zu zeigen, dass «gleichgeschlechtliche Liebe gleichwertig ist».
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Das Gegnerkomitee hat laut EDU-Vizepräsident Thomas Lamprecht genügend Unterschriften gesammelt. Somit kann das Stimmvolk voraussichtlich über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare abstimmen.
Reisen ins Ausland, um ein Kind zu zeugen, langwierige Adoptionsverfahren und rechtliche Unsicherheiten: Schweizer Regenbogenfamilien hoffen, dass die Ehe für alle ihren manchmal komplexen Alltag einfacher machen wird, dank einem angepassten Rechtsrahmen.
Wenig überraschend hat das Parlament die Ehe für alle in der Schlussabstimmung am Freitag angenommen. Vollständig gleichberechtigt mit heterosexuellen Paaren sind homosexuelle Paare damit aber noch immer nicht.
Die am Wochenende von CVP-Chef Gerhard Pfister angekündigte neue Initiative gegen die Heiratsstrafe ohne Diskriminierung von Lesben und Schwulen kommt ohne die umstrittene Definition «Ehe = Mann + Frau» aus. Die Zeit sei damit reif für eine rasche Einführung der «Ehe für alle», sagt Roman Heggli vom Schwulendachverband Pink Cross.
Soziologische Fallstudien
Gegenstand des Buches sind gleichgeschlechtliche Paare, die sich ihren Kinderwunsch erfüllt haben. Eine der zentralen Fragen, die im Buch verhandelt werden, ist: Haben wir es hier mit einer Entwicklung im Bereich des sozialen Wandels von Familie zu tun, die darauf verweist, dass im Zusammenleben von Eltern und Kindern die Regelstruktur der Kernfamilie ihre bedeutungsstrukturierende Kraft eingebüsst hat? Die Befunde stimmen skeptisch.
Die Schweizer Stimmbevölkerung wird über die Erweiterung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare abstimmen dürfen. Die Unterschriften sind zusammen.
Das Parlament hat eine Änderung im Zivilgesetzbuch zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare angenommen. Damit holt die Schweiz in Sachen Gleichberechtigung einiges an Boden auf: Homosexuelle Paare sollen in Zukunft dieselbe eheliche Bindung eingehen können wie Personen in einer heterosexuellen Partnerschaft. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung ist, jedoch sehen sich homosexuelle Menschen in der Schweiz weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. An erster Stelle steht dabei das Referendum gegen die Ehe für alle, welches im April 2021 zustande gekommen ist.
Unsere Autorin war mit Jugendlichen unterwegs, für die der Alltag ein Spiessrutenlauf ist. Ein Besuch in Zürich, in der Agglomeration und auf dem Dorf in Schwyz – wo Homosexuelle und Transmenschen zur Zielscheibe von Hass werden.
SRF Dok
Sie werden angepöbelt, angespuckt und zusammengeschlagen. Zu homofeindlichen Attacken und Übergriffen gibt es zwar in der Schweiz keine offizielle Statistik, doch die Schwulenorganisationen stellen eine starke Zunahme fest. Gewalt, Demütigung und Diskriminierung gehören zum Alltag queerer Menschen.
Lea Stahel und Nina Jakoby von der Universität Zürich haben im Auftrag von Jugend und Medien einen weiteren Bericht verfasst: «Sexistische und LGBTIQ*-feindliche Online-Hassrede im Kontext von Kindern und Jugendlichen: Wissenschaftliche Grundlagen und Gegenmassnahmen», welcher einen Überblick über die Problematik von Sexismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit im Netz bietet und Empfehlungen für weitere Massnahmen, die auf die Handlungsfelder Sensibilisierung und Prävention sowie Intervention zielen .
Eine neue Erhebung zeigt: Homophobie ist in der Schweiz bis heute verbreitet. Die Lesbenorganisation LOS fordert nun eine Veränderung in den Klassenzimmern – und dass Homosexualität dort nicht mehr als etwas Aussergewöhnliches präsentiert wird.
Eine Zusammenschau der Forschungsergebnisse zu ‚Regenbogenfamilien‘ zeigt, dass Studien bereits seit den 1980er Jahren bestehen. Bis in die 1990er Jahre werden dabei hauptsächlich Familien lesbischer Paare erforscht.
Soziologische Fallstudien
Gegenstand des Buches sind gleichgeschlechtliche Paare, die sich ihren Kinderwunsch erfüllt haben. Eine der zentralen Fragen, die im Buch verhandelt werden, ist: Haben wir es hier mit einer Entwicklung im Bereich des sozialen Wandels von Familie zu tun, die darauf verweist, dass im Zusammenleben von Eltern und Kindern die Regelstruktur der Kernfamilie ihre bedeutungsstrukturierende Kraft eingebüsst hat? Die Befunde stimmen skeptisch.
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Mutter, Vater, Kind ist heute längst nicht die einzige Variante einer Familie. Auch viele gleichgeschlechtliche Paare wünschen sich Kinder. Wie erfüllen sich diese Paare ihren Kinderwunsch? Und wie entwickeln sich Kinder in Regenbogenfamilien? Neue Forschungsergebnisse aus den USA schaffen nun eindeutig Klarheit. Zum Thema: Mit Kindern über Regenbogenfamilien reden (Süddeutsche Zeitung)
Seit gleichgeschlechtliche Lebensformen in breiten Bevölkerungskreisen Akzeptanz erfahren, rücken zunehmend Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern in das Blickfeld der Öffentlichkeit, und es finden Diskussionen über sie statt. In der Schweiz ist kaum etwas bekannt über die Lebensrealität dieser Familien. Diese Bachelor-Thesis will einen Beitrag dazu leisten, die Erfahrungen von Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern mit dem Lebensbereich Schule zu verstehen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Erfahrungen der Kinder dieser Familien gelegt. Insbesondere wird den Fragen nachgegangen, ob und wenn ja welche Art von Stigmatisierung und Diskriminierung sie erleben, wie sie damit umgehen, und was die Soziale Arbeit und die Schule zu einem stigmatisierungsärmeren Schulumfeld beitragen können.