Innovative Studienform “Freiform”: Das Studium in Sozialer Arbeit gemeinsam gestalten
Nicht nur voneinander sondern miteinander lernen. Das soll in der neuen Studienform “Freiform” im Bachelor an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW möglich sein. Dabei spielt die Kooperation zwischen Studierenden, Praxis und Hochschule eine zentrale Rolle. Mit dem Fokus auf das “freie Lernen” werden neue Wege beschritten in der Hochschulbildung. Die bisherigen Erfahrungen bestärken uns in diesem Vorhaben.
- Neue Kooperationsformen ermöglichen.
- Impulse für Soziale Innovation geben.
- Durch Flexibilität und Selbstorganisation geprägt.
- Digitale Medien entdecken und nutzen.
Diese Kernelemente waren leitend in der Entwicklung der Freiform. Die Vision ist, neue und kooperative Lernformen zwischen Studierenden, Fachpersonen aus der Praxis und aus der Hochschule zu ermöglichen. Ein durch Flexibilität und Selbstorganisation geprägtes Studium also, wobei der Studienverlauf so individuell sein darf, wie die Studierenden selbst. Die Idee ist, dass das Lernen von Freiheit, intrinsischer Motivation und einem Sinn für Gemeinschaft getragen werden soll.
Selbstverantwortliches Lernen
Einzigartig an dieser Studienform ist die Art der Zusammenarbeit. Alle Beteiligten, Studierende, Fachpersonen aus der Praxis oder der Hochschule begegnen sich auf Augenhöhe. Das stärkt die gemeinsame Verantwortung, die verschiedenen Lernorte in der Freiform aus jeder Perspektive bedürfnisorientiert zu gestalten. Und zwar so, dass eine optimale Kompetenzentwicklung ermöglicht wird. Diese neue und weitgehend ungewohnte Form der Zusammenarbeit erfordert ein radikales Umdenken bezüglich tradierten Rollenbildern, Hierarchien und Zuständigkeiten.
Der verbindliche Rahmen für das Studium in der Freiform ist das Kompetenzprofil der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, das auch für die anderen Studienformen gilt. Die spezifischen Lerninhalte und den Studienverlauf gestalten die Studierenden in der Freiform jedoch frei, individuell und selbstverantwortlich.
Nachfolgend ein Beispiel zur Veranschaulichung eines solchen Lernsettings:
Beispiel-Bündnis*: Internationale Sozialarbeit
Eine Studentin hat im Rahmen von Freiwilligenarbeit vor ihrem Studium vier Monate in einem Kinderheim in Kenia gearbeitet. Für dieses Kinderheim hat sie anschliessend einen Verein gegründet, in welchem sie regelmässig mit den Leiterinnen des Heimes (Praxis) im Kontakt war und zusammenarbeitete. Während ihres Studiums hat sie sich zusammen mit einer Fachperson aus der Hochschule für die Weiterentwicklung und Professionalisierung dieser Kooperation engagiert.
*Bündnis: Ein Bündnis in der Freiform gleicht einer Projektgruppe.
Die Freiform spricht vor allem Menschen an, die sich von einer weniger stark vorstrukturieren Art des Studierens und der Zusammenarbeit inspiriert fühlen. Sie profitieren von dieser Art zu lernen, und gleichzeitig helfen sie mit ihrer Erfahrung und Expertise, dieses innovative Projekt weiterzuentwickeln.
Community als zentrales Element
Die Freiform ist seit 2019 als Pilotprojekt erfolgreich «unterwegs». In der Zwischenzeit konnten schon viele Erfahrungen gesammelt werden. Es zeigt sich, dass diese Form von Studium bei den meisten Beteiligten grosse Motivation, Freude und Begeisterung auslöst. Gleichzeitig sind aber auch Gefühle von Unsicherheit zu erkennen, die unter anderem durch den hohen Grad an Freiheit und Selbstverantwortung bedingt sind. Hierbei kommt dem regelmässigen Austausch mit der Community eine grosse Bedeutung zu. Was alle verbindet ist die Haltung, dass alle Lernende sind, unabhängig von ihrer Perspektive.
Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen Kommunikation und Transparenz: je besser es gelingt, die Kernelemente der Freiform verständlich darzulegen, desto grösser ist die Akzeptanz, sowohl innerhalb der Hochschule wie auch darüber hinaus. Es braucht eine gute “Übersetzungsleistung” um das Wesen, Sinn und Zweck der Freiform zu vermitteln. Im Kern geht es darum, dass die Freiform, wie die anderen Studienformen auch, zum Ziel hat, Studierende in Sozialer Arbeit auszubilden. Sie unterscheidet sich nur in der Art und Weise, wie die dafür erforderlichen Kompetenzen entwickelt werden.
Spannungsfeld von Frei und Form
Erste Evaluationen haben gezeigt, dass die Entwicklung der Freiform gut auf Kurs ist. Deutlich wurde aber auch, dass derzeit noch viele Individuallösungen bestehen. Das heisst, an unterschiedlichen Orten werden ähnliche oder gar gleiche Problemstellungen bearbeitet. Es sind daher aktuell Bestrebungen im Gange, die Fäden zu bündeln, übergeordnete Angebote zu entwickeln und insbesondere in die Einführung neuer Community-Mitglieder aus Hochschule und Praxis sowie Studierende zu investieren. Besonders wichtig ist dabei jedoch, die Freiheit und Individualität der Studierenden nicht einzuschränken - das Spannungsfeld von Frei und Form ist ein konstitutives Element der Freiform und wird sie immer begleiten.
Weiter ist das Thema Kontinuität sehr präsent. Trotz der stetigen Weiterentwicklung bedarf es einer gewissen Kontinuität, um Stabilität gewährleisten zu können.
Insgesamt können wir auf sehr intensive, spannende und lehrreiche Jahre zurückblicken und freuen uns auf alles, was in der Freiform noch entstehen darf.
Die Gastautor*innen:
MIRA MUHEIM
Assistentin der Projektleitung Freiform; Studentin der Freiform im Bachelor in Sozialer Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz.
JEREMIAS AMSTUTZ
Co-Projektleiter der Freiform; Master of Arts and Sciences in Sozialer Arbeit, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.
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