So bemerkenswert das Ergebnis der Studie auch ist, in Fachkreisen ist man nicht überrascht: „Für uns war schon immer klar, dass es sich auszahlt, ins Fachpersonal zu investieren“, sagt Markus Kaufmann, Geschäftsführer der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Deshalb sei es natürlich befriedigend, dass mit der BASS-Studie nun eine Bestätigung vorliege. Er glaube auch, dass nun eine Diskussion darüber angestossen werde, wie die Sozialhilfe funktionieren soll. Noch vor wenigen Jahren wurde vor allem von bürgerlicher Seite gefordert, auf stärkere finanzielle Anreize und Sanktionen zu setzen, um die Arbeitsintegration zu stärken. Solche Überlegungen funktionierten in der Praxis aber nur bedingt, sagt Kaufmann. Die Resultate aus Winterthur zeigten hingegen, dass es durchaus wirtschaftlich sein kann, zusätzliche Mittel gezielt einzusetzen. Für den SKOS-Geschäftsführer ist zudem klar, dass es neben einer intensiveren Beratung weitere Massnahmen brauche, um Unterstützte in den Arbeitsmarkt zu integrieren. So müsse beispielsweise in die Bildung dieser Menschen investiert werden. Und die Wirtschaft sei aufgefordert, auch Arbeitsstellen für Leute ohne Qualifikation zur Verfügung zu stellen
Auch Stéphane Beuchat, Co-Geschäftsleiter des Berufsverbands AvenirSocial, ist ob des Resultats der Studie nicht überrascht. Er meint: „Das ist eine sehr gute Ausgangslage, um die Entwicklung in diese Richtung weiter voranzutreiben.“ AvenirSocial wolle die Studie denn auch nutzen, um weitere Parlamente und Gemeinden davon zu überzeugen, in die Sozialdienste zu investieren. Allerdings möchte der Berufsverband noch einen Schritt weitergehen: In einem im Frühling 2021 veröffentlichen Positionspapier zum Thema Armutsbekämpfung fordert AvenirSocial eine maximale Falllast von 60 Fällen pro Vollzeitstelle. „Damit die Sozialdienste langfristig gestärkt werden, braucht es eine noch tiefere Fallbelastung.“ Eine solche Reduktion habe nur Vorteile: Heute sei die Personalfluktuation in vielen Sozialdiensten sehr hoch, mit jedem Abgang ginge Know-How verloren. Durch eine Reduktion der Falllast könne auch das Arbeitsklima verbessert und somit mehr Konstanz hergestellt werden.